An Anne Frank erinnert

betr.: „Crash-Kurs im Ausländerrecht“, taz vom 9. 12. 05

Ihr Text hat mich sehr bewegt, da ich Ähnliches selbst erlebt habe.

Meine Freundin Tanja aus Serbien, seit 89 in Berlin, und ich leben seit langem zusammen. Sie hat aus zwei Ehen zwei Kinder, Jasmina, 13 Jahre, und Tina, 6 Jahre, beide hier geboren. Am 31. 7. 2005, ich war nicht in Berlin, wurden alle drei in Abschiebehaft genommen. Ich kam nach Berlin zurück und besuchte sie im Polizeigewahrsam Tempelhofer Damm. Die Kinder hatten sehr viel Angst. Noch heute haben sie schlaflose Nächte und leiden an Angstzuständen, wenn es an der Tür klingelt. Ich bekam nach vielen Gesprächen die beiden Kinder aus der Abschiebehaft und meine Freundin wurde nach einem schnell gestellten Asylantrag nach Köpenick verlegt. Am 8. 9. wurde sie, trotz Petition, abgeschoben.

Bis dahin musste ich die Kinder verstecken. Beide Kinder besuchen jetzt die Schule, sind aber weiter in Gefahr, abgeschoben zu werden. Für beide läuft ein Asylverfahren. Bis dahin wurde vom Verwaltungsgericht eine einstweilige Anordnung verfügt, dass die Bundesrepublik Deutschland die Kinder nicht abschieben darf. Eine Vormundschaft ist beantragt. Auch ein Schreiben beim Innensenator hatte keinen Erfolg. Ich schrieb ihm, dass mich dies an Anne Frank erinnere, da Kinder, die hier ihre Heimat haben, sich verstecken müssen. Die Kinder kennen das Heimatland ihrer Mutter und auch die Sprache nicht. Ich werde weiterkämpfen. SVEN KROHN