: Sind wir Metropole oder nicht?
von Stefan Alberti
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich lauter Protest rühren wird. Das war auf dem Tempelhofer Feld so, das ist an der East Side Gallery so. Und das dürfte auch beim neuen Hochhaus-Projekt am Alexanderplatz so sein. Nun ist ein 150 Meter in den Himmel über Berlin ragendes Wohnhaus nicht irgendein Bauwerk. Aber es passt einfach nicht zusammen, fehlenden Wohnraum in der Innenstadt zu beklagen, bezahlbare Mieten einzufordern und zugleich jeden massiven Neubau abzulehnen. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass – das geht nicht.
Letztlich ist es ein Witz, ein solches Hochhaus ausgerechnet am Alexanderplatz abzulehnen, dem steinernen Herz der Metropole Berlin. Das Haus soll schließlich nicht direkt neben dem Berliner Dom oder dem Brandenburger Tor entstehen, sondern dort, wo mit dem 125 Meter hohen Park Inn sowieso schon Berlins bislang höchstes Haus steht.
Eines der Argumente der Gegner wird mit Sicherheit lauten, das Hochhaus werde ein „Luxusbau“ und für Normalos unbezahlbar sein. Umso besser: Dann kaufen sich all die Reichen dort ein und drängen nicht auf den bestehenden Wohnungsmarkt. Wer dort einzieht, scheidet aus für einen Altbau-Vermieter, der ansonsten seine Bude preistreibend aufhübschen würde.
Das sind mal die Gesetze des Markts – und die sollte im Kopf haben, wer 350 neue Wohnungen verhindern will.
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