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LARS PENNING
Die klassische Tänzerin und Schauspielerin Cyd Charisse hatte ihre Filmkarriere bereits 1943 begonnen, doch es dauerte bis in die frühen 1950er Jahre, ehe sie sich in vielen Musical-Nebenrollen soweit emporgearbeitet hatte, dass man bei MGM ihr Zeug zum Star schließlich erkannte. Denn sie besaß neben ihren unbestrittenen technischen Fähigkeiten als ausgebildete Ballerina jede Menge Charme, eine nicht unbeträchtliche Wandlungsfähigkeit und war – falls gewünscht – mit ihrer lasziven Eleganz auch noch hocherotisch. Im Donen/Kelly-Klassiker „Singin’ in the Rain“ (1951) ist sie zwar nicht in die Spielhandlung integriert, hat aber neben Gene Kelly die tragende Tanzrolle in der großen Shownummer „Broadway Melody“, wo sie als faszinierende Gangsterbraut im grünen Kleid den naiven Broadwaytänzer Kelly spielend um den Finger wickelt. In Vincente Minnellis „The Band Wagon“ (1953) macht sich das Autorenpaar Comden/Green im Drehbuch auf scherzhafte Weise über einige der realen Ängste von Fred Astaire lustig, unter anderem sein Unbehagen gegenüber zu großen Filmpartnerinnen: So bekommt er hier als vermeintlich abgehalfterter Musicalstar bei seinem Comeback prompt die Ballerina Charisse mit ihren endlos langen Beinen an die Seite gestellt. Natürlich klappt’s nach anfänglichem Streit mit der Harmonie im Tanz dann doch noch. Die romantische Seite von Cyd Charisse kann man hingegen in Minnellis „Brigadoon“ (1954) bewundern, einer MGM-Schottland-Fantasie, in der sich Gene Kelly und Van Johnson bei einem Jagdausflug im Hochland verirren und dabei einen Ort entdecken, der nur alle hundert Jahre für einen Tag aus einem mysteriösen Nebel auftaucht. Alsbald verliebt sich Kelly in die hier eher zurückhaltende Charisse, was angesichts der Prämisse ein paar Probleme nach sich zieht. Gemeinsam ist diesen fantastischen Musicals vor allem eines: Sie sollten auf der großen Leinwand gesehen werden – und die Cyd-Charisse-Hommage im Arsenal bietet die Gelegenheit dazu. (The Band Wagon (OmU) 1. 4., Singin’ in the Rain (OmU) 2. 4., Brigadoon (OmU) 3. 4. im Arsenal)
Steven Spielbergs Biopic „Lincoln“ war eigentlich mein Favorit für die letzte Oscar-Verleihung, doch dann haben die Mitglieder der Academy doch lieber für Ben Afflecks letztlich unverfänglichere Politsatire „Argo“ gestimmt, als für Spielbergs Obama-Parabel. Denn genau das ist „Lincoln“ (auch): das durchaus komplexe Porträt eines moderaten Realpolitikers, der im Streit einer zutiefst gespaltenen Nation auf Ausgleich setzt, während er zugleich essenzielle politische Ziele verfolgt. (28. 3.–3. 4. Eva, Filmkunst 66; 28. 3.–2. 4. Kino in der Kulturbrauerei; 29. 3. Capitol Dahlem; (OmU) 30. 3.–31. 3. Sputnik)