: Schneller zu den Erneuerbaren
STROM Die Studie eines Lobbyverbands prognostiziert ein schnelles Wachstum der regenerativen Energien. Es brauche aber weiterhin Reservekraftwerke
BERLIN taz | Deutschland kann einer Studie für den Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) zufolge schon im Jahr 2030 vier Fünftel des Strombedarfs aus regenerativen Quellen decken. Nach dem Gutachten des Aachener „Büros für Energiewirtschaft und technische Planung“ (BET) stehen bereits derzeit genügend Technologien zur Verfügung, um auch bei einem hohen Anteil der Erneuerbaren Schwankungen bei der Wind- und Solarstromerzeugung auszugleichen.
Die Studie geht allerdings davon aus, dass die Stromerzeugungskapazität der deutschen Gas- und Kohlekraftwerke relativ stabil bleibt und auch noch im Jahr 2030 bei insgesamt knapp 80 Gigawatt liegen wird. Dieses Nebeneinander von Ökostromanlagen und konventionellen Kraftwerken sei der Weg, „um die Wende zu den erneuerbaren Energien relativ kostengünstig umzusetzen“, sagt der Autor der Studie, Norbert Krzikalla: „Es ist derzeit erheblich teurer, Speichermöglichkeiten für Strom zum schaffen, als ein etwa neues Gaskraftwerk zu bauen.“
Nur noch die Ausnahme
Die Wärmekraftwerke, die zum kleineren Teil auch mit Gas aus der Elektrolyse oder aus Biogasanlagen befeuert werden, sollen allerdings im Jahr 2030 nur noch selten und meist kurzzeitig die Hauptlast der Stromversorgung übernehmen.
„Notwendig sind meist nur Tagesspeicher“, sagte Krzikalla. Die sollen sich beispielsweise aus der Flexibilisierung der Stromerzeugung in Biomasse- und Wasserkraftanlagen ergeben. Das Gutachten hält zudem den „Neubau hochflexibler thermischer Kraftwerke“ für notwenig, die nur selten ans Netz gehen. Die Betreiber dieser Reservekraftwerke sollten auch bei Stillstand der Anlagen eine Vergütung erhalten, sagte BEE-Geschäftsführer Hermann Falk. Er erwarte im ersten Halbjahr 2014 einen neuen gesetzlichen Rahmen des Strommarktes. Es gebe in der Branche einen Konsens darüber, dass dabei auch eine Vergütung für Reservekraftwerke eingeführt werde. JÜRGEN VOGES