Auch der Bund will die Mitarbeiter nicht

Die Telekom hat eine eigene Gesellschaft gegründet, um Mitarbeiter zu beschäftigen, die sie nicht mehr braucht

Die „Beschäftigungsquote“ in der Beschäftigungsgesellschaft Vivento liegt bei 80 Prozent

BERLIN taz ■ 32.000 Mitarbeiter sollen die Telekom bis Ende 2008 verlassen. Bisher ist nicht klar, wen genau es trifft. „Es gibt noch keine detaillierte Regionalplanung“, erklärt ein Sprecher. Auch eine „Berufsplanung“ existiere nicht.

Klar ist jedoch: Es soll „alle Gruppen“ treffen – also nicht nur die Angestellten, sondern auch die Beamten. 170.000 Mitarbeiter hat die Telekom im Inland, davon sind noch immer 46.000 ehemalige Postbeamte.

Die Telekom setzt auf „freiwillige Personalmaßnahmen“ wie Abfindungen, Altersteilzeit oder vorzeitigen Ruhestand. Rund 3 Milliarden Euro sind dafür eingeplant. Ein Ausweg ist jedoch versperrt: In die Beschäftigungsgesellschaft Vivento, die bisher einen Teil des Personalüberhangs auffing, soll niemand mehr wechseln.

1995 wurde die Telekom privatisiert, damals hatte sie noch 220.000 Mitarbeiter, davon 110.000 Beamte. 33.000 wechselten zu Vivento. Rund 16.000 sind noch immer dort beschäftigt. Kostenpunkt für die Telekom: rund 1 Milliarde Euro pro Jahr. Vivento betreibt inzwischen Callcenter oder erledigt Fremdaufträge für Installationen. Dennoch hat nicht jeder Vivento-Mitarbeiter tatsächlich zu tun – manche sitzen nur ihre Zeit ab. Die „Beschäftigungsquote“ liegt bei 80 Prozent. Daher sollen jetzt keine weiteren Ex-Telekom-Mitarbeiter aufgenommen werden.

Stattdessen will die Telekom „allgemeine Verhandlungen mit dem Bund“ aufnehmen, ob nicht der Staat einige überzählige Mitarbeiter aufnehmen könnte. Zumindest punktuell gab es schon den Fall, dass die Telekom ihre Beschäftigten „im Rahmen der Amtshilfe“ ausgeliehen hat. Als etwa die Hartz-Anträge eingegeben werden mussten, halfen auch Vivento-Leute bei den Arbeitsagenturen aus. Doch zurzeit hat die Bundesagentur für Arbeit kein Interesse am Telekom-Überhang: „Wir stellen nur Mitarbeiter ein, wenn wir sie brauchen“, heißt es diplomatisch.

Auch bei der Telekom „drängt sich die Frage auf“, so ihr Sprecher, was geschieht, falls bis Ende 2008 nicht 32.000 Mitarbeiter freiwillig gehen. Nur Zufall? 2008 endet auch eine Vereinbarung, in der die Telekom betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen hat. ULRIKE HERRMANN

meinung und diskussion SEITE 11