Luftschloss in der Mark

Brandenburg genehmigt 15 Millionen Euro Fördermittel für Tropical Islands in Brand. Kritiker sind sich einig, dass dies eine total falsche Entscheidung ist. Immerhin 500 Jobs sollen so weiterbestehen

VON RICHARD ROTHER

Ein Luftschloss kommt selten allein: Erst war es der Riesenballon Cargo Lifter, der im brandenburgischen Brand für Aufschwung sorgen sollte – und seit einem Jahr ist es das Freizeitparadies Tropical Islands, das in der riesigen Cargo-Lifter-Halle Platz fand. Beide Geschäfte liefen nicht wie geplant, aber das arme Land Brandenburg kommt stets zu Hilfe. 15 Millionen Euro Fördermittel genehmigte der Landesförderausschuss nun für das Freizeitparadies, in dem sich Besucher aus ganz Europa wie auf einer Tropeninsel erholen sollen.

Wer die künstliche Tropenwelt – allein die Halle ist einen Besuch wert – von innen gesehen hat, merkt schnell, wie sehr sich die Brandenburger an die Tropen-Hoffnung klammern. Da zwängen sich Brandenburgerinnen in enge chinesische Kleider und setzen ein asiatisches Lächeln auf, um „richtige“ Touristenbetreuerinnen zu sein. So unbeholfen das wirkt, so sympathisch ist es: Sie versuchen, so die Botschaft, etwas aus der schlechten Wirtschaftssituation zu machen. Alternativen gibt’s ja kaum.

Die Förderung werde „gezielt für die Weiterentwicklung von Tropical Islands eingesetzt“, verspricht Geschäftsführer Ole Bested Hensing. Der Antrag sei bereits im Oktober 2003 gestellt worden. „Die Entscheidung zur Förderung unterstreicht die Bedeutung von Tropical Islands für das Land Brandenburg und ist darüber hinaus ein bedeutendes Signal für ausländische Investoren.“

Allerdings sollte dies wohl nicht so verstanden werden, dass die Brandenburger – wie bei anderen gescheiterten Großprojekte auch – gern bereit wären, gutes Geld schlechtem hinterherzuwerfen. Die Förderung sei an den Erhalt von 500 Arbeitsplätzen für mindestens fünf Jahre gekoppelt, betonte der Sprecher des Brandenburger Wirtschaftsministeriums, Steffen Kamradt. Das Geld dürfe nur für neue Investitionen genutzt werden, nicht aber zur Deckung von Betriebsverlusten. Sollte Tropical Islands scheitern, müsse der malaysische Mutterkonzern Tanjong die Fördergelder zurückzahlen. Tropical Islands hat nach eigenen Angaben seit der Eröffnung vor einem Jahr fast 90 Millionen Euro investiert und mehr als 500 Arbeitsplätze geschaffen.

Die Brandenburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm kritisierte die Landesförderung gestern als „fatale Fehlentscheidung“. Wieder werde ein nicht kostendeckend wirtschaftendes Großprojekt „mit Steuergeldern künstlich am Leben erhalten“. Statt die Schaffung von Arbeitsplätzen mit langfristiger Perspektive in der Region zu unterstützen, biedere sich die Landesregierung bei Tropical Islands an. Wohin das führe, habe etwa das Engagement für die gescheiterte Chipfabrik in Frankfurt (Oder) bewiesen.