: Shells Riesenprojekt auf der Kippe
Heute entscheidet die öffentliche Osteuropabank, ob sie das umstrittene Gasprojekt Sachalin II mitfinanziert. Von dem Beschluss hängen Kredite anderer Großbanken ab
BERLIN taz ■ Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) entscheidet heute über die Zukunft des weltgrößten Gas- und Ölförderprojekts Sachalin II. Dies bestätigte eine Banksprecherin. Das Großprojekt des Ölmultis Shell ist vor allem aus Umweltgründen umstritten: Es bedroht die Fischbestände Sachalins. „Lachse stellen die Lebensgrundlage von 200.000 Menschen auf Sachalin dar“, sagte Regine Richter von der Umweltschutzorganisation Urgewald.
Obwohl das EBRD-Geld nur einen Bruchteil der Projektkosten von insgesamt 20 Milliarden US-Dollar decken würde, gilt es als wichtigster Türöffner für weitere Kredite von Großbanken. Die EBRD hat ihr endgültiges Urteil in den letzten Monaten immer wieder aufgeschoben, weil die Umweltzerstörungen durch Sachalin II nicht mit den Umweltrichtlinien der Bank vereinbar sind.
Noch im Mai erklärte der Präsident der Osteuropabank, Jean Lemierre, die Umweltprobleme des Projekts würden einem Kredit entgegenstehen. „Daran hat sich bis heute nichts geändert. Deshalb darf die Bank jetzt nicht dem Druck von Shell nachgeben. Die Osteuropabank sollte sich endgültig von dem Projekt verabschieden“, sagte Regine Richter. Umweltorganisationen kritisieren auch als „nicht akzeptabel“, dass die EBRD eine kritische Umweltanalyse zu den Auswirkungen des Projekts zurückhält. Dazu sagte eine Sprecherin der Bank zur taz: „Es ist bei der EBRD nicht üblich, Gutachten im Prozess der Entscheidungsfindung zu veröffentlichen. Das Umweltgutachten wird aber nach einem Beschluss der EBRD zu Sachalin II zugänglich gemacht.“
TARIK AHMIA