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Archiv-Artikel

„Unglaublich lebendig“

Von wegen Marihuana rauchende Rastafarians: Noch bis Ende der Woche zeigt Julian Thomann in der Speicherstadt seine Fotografien aus Jamaika und der Reggaekultur

von Ulrike Krahnert

Mit dem „I-Livity I-Fi“-Soundsystem ist er selbst seit langem ein aktives Mitglied der Hamburger Reggae-Szene. Vor sechs Jahren begann Julian Thomann dann damit, diese Szenerie auch als Fotograf zu dokumentieren. So zieren seine Bilder inzwischen Plattencover, gelangten aber genauso auf zahlreiche Titelseiten des deutschen Reggae-Magazins Riddim.

Sein Dach in Hamburg teilt der 32-Jährige mit dem „Roots Messenger“-Studio, wo aktuelle Größen des Reggae und benachbarter Genres, darunter Buju Banton und Junior Kelly, ein- und ausgehen – aber auch Veteranen: U-Roy, Freddy McGregor, Gregory Isaacs, Max Romeo oder Sugar Minott. Nahe liegend, dass Thomann eine Portraitsammlung erstellte. Um die Heimat des Reggae kennen zu lernen und Dancehall-Kultur und das dortige alltägliche Leben festzuhalten, bereiste er die Karibikinsel mehrfach.

Mit seiner Ausstellung „Welcome To Jamrock!“, die in dieser Woche ihre Tore schließt, habe er mitnichten nur seine Arbeit als Fotograf ausstellen wollen, lässt Julian Thomann wissen, sondern auch mit dem klischeehaften europäischen Bild von Jamaika aufräumen. Von wegen Marihuana rauchende Rastafarians und „Everything Irie, Jamaica no problem“.

„Jamaika war einer der größten Sklavenumschlagsplätze in der Karibik“, sagt Thomann. „Auch heute noch herrscht große Armut und besonders in Kingston auch heftige politische Gewalt.“ All das spiegele sich – nebst Alltagserfahrungen und Spiritualität – in den Texten des Reggae wider, den er eine auch extrem vielseitige Musik nennt.

Besonders die Soundsystem-Kultur sei „unglaublich lebendig“: die direkte, intensive Kommunikation mit dem Publikum durch den DJ, dann der Selekta, der die Musikauswahl trifft und 7-Zoll-Vinylschallplatten auflegt; dazu der Operator, der den Sound bearbeitet und Effekte hinzumischt; und schließlich das Publikum, das „sehr sexy“ und „fast akrobatisch“ tanze. „Faszinierend“, sagt Thomann.

Julian Thomann: „Welcome to Jamrock!“, nur noch Do + Fr, 15./16. 12., 14–19 Uhr, Brooktorkai 15 (Speicherstadt); Filmnacht mit Babylon (1980) und Musik von I-Livity & friends: Do, 22 Uhr; Finissage mit King Original-Soundsystem (London), Roots Commandment feat. Chanter, Sister (Hamburg), Mary (London) und Essen aus dem Jamaican Spicy Kitchen: Fr, 23 Uhr