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Archiv-Artikel

„A guata Wei“

ÖSTERREICH Der Kamptaler Winzer Kurt Angerer stellte seine bislang beste Weinkollektion vor

In Lengenfeld (Kamptal) gab es immer Steinbrüche und Schottergruben, aber lange Zeit keinen vorzeigbaren Wein. Mit Kurt Angerer hat sich das geändert. Dennoch ist Angerers Weingut schwer zu finden, vor allem aber: Es sieht nicht nach Weingut, sondern eher nach einem Umschlagplatz für allerlei Gebrauchtwaren aus. Vor der Laderampe stehen alte, mit Wein gefüllte Milchtankwägen, zum Teil von meterhohem Unkraut umgeben. Auf der Rampe türmen sich grüne Getränketräger mit Zweiliterflaschen („Doppler“) roten Landweins: „Winzerstolz“. Den „Winzerstolz“ füllt Kurt für seinen Vater Franz Angerer ab, von dem er sich 1997 betrieblich getrennt hat.

„Als ich damals im Betrieb mitgearbeitet hatte, habe ich immer wieder zum Papa gesagt: ‚Du Papa, jetzt machen wir was Gescheites, einen gescheiten Wein, du und ich.‘ Aber der Papa hat nicht wollen. Da habe ich selbst zwei Weine gemacht: einen Liter Rotwein, einen Liter Weißwein. Mit denen bin ich dann nach Bayern zum Gastronomen-Aufreißen. Ich habe den Wirten meine beiden Flaschen auf den Tisch gestellt und gesagt: ‚Probierts!‘ Neun von zehn haben gekauft. Also habe ich weitergemacht.“

Inzwischen bewirtschaftet Kurt Angerer 100 Parzellen (23 Hektar) Reben, gut die Hälfte davon in Pacht, füllt ein halbes Dutzend Weine, vor allem Grünen Veltliner, aber auch fruchtige Rote.

Und neun von zehn Flaschen verkauft er ins Ausland. Dass sein Weingut nicht gerade einladend aussieht, erklärt er so: „Ich habe kein Kosthäuserl, keine Marmorstiege, keinen goldenen Türknauf. Jeder Cent, den ich verdiene, wird in den Weingarten, neue Tanks oder Fässer investiert: einen gepflegten Weingarten, eine späte Lese schmissiger Trauben, eine saubere Vergärung und eine lange Hefelagerzeit, fertig.“

So ist Kurt Angerer: schnörkellos und präzise, ein Spiegelbild seiner klaren, fruchtbetonten Weine. „Ich mag keine komplizierten Weine, die erst Jahre brauchen, bis sie schmecken. Ich will diese typisch österreichische Frucht“, sagt er. Und er hat sie bekommen: Nie strahlte sie schöner als im Jahrgang 2008. Wer einfach gerne sehr gute Weine trinkt, ohne weiters darüber nachdenken zu wollen, ist hier goldrichtig. STEPHAN REINHARDT

■ Bezug: www.kurt-angerer.at oder www.pinard-de-picard.de