Bildungspaket: Geld nicht abgerufen

FAMILIENFÖRDERUNG Das Geld, mit dem der Bund Kinder aus Hartz-IV-Familien fördern wollte, kommt in vielen Kommunen nicht bei den Kindern an. Bremen und Hamburg bilden positive Ausnahmen

Mehr als ein Drittel der bereitgestellten Gelder werden schlicht nicht abgerufen

Das Geld kommt nicht an. Nach Recherchen von NDR Info werden die vom Bund im Rahmen des Bildungspaketes bereitgestellten Millionen zur Förderung von Kindern, deren Familien auf Hartz IV angewiesen sind, im Norden nur zu Teilen abgerufen.

Insgesamt hat der Bund den Ländern im Jahr 2012 rund 900 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Doch mehr als ein Drittel der etwa für Förderunterricht, die Mitgliedschaft im Sportverein oder die Übernahme der Kosten von Klassenreisen bereitgestellten Gelder werden schlicht nicht abgerufen.

Bundesweit am stärksten profitierten Kinder aus Bremen und Hamburg vom Bildungs- und Teilhabepaket. Bremen hat als einziges Land sogar mehr Geld ausgezahlt als vom Bund bereitgestellt – rund 800.000 Euro. Hamburg hat die Gelder aus dem Paket immerhin zu 80 Prozent an die Familien gebracht.

Nur im bundesweiten Mittelfeld liegt Niedersachsen. Bis Ende März hatten die Länder melden müssen, wie viel Geld sie ausgegeben haben. Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben ihre Daten nicht fristgerecht geliefert.

Bei der Nutzung der Mittel gibt es extreme Unterschiede zwischen den Kommunen. In Niedersachsen nutzten die Kreise Göttingen, Hildesheim, Lüchow-Dannenberg und Nienburg, aber auch die Städte Braunschweig, Delmenhorst und Oldenburg das Geld weitgehend. Der Landkreis Nordwestmecklenburg sowie Osterode, Osterholz und Harburg in Niedersachsen hingegen ließen mehr als die Hälfte der Mittel verfallen. Dafür führen die Kreise zahlreiche Gründe an. Sie kritisieren zu bürokratische Antragsmodalitäten und betonen, Eltern würden oft aus Scham keinen Antrag stellen.

Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes, erklärt die „sehr schlechten“ Zahlen damit, dass „der Staat den armen Familien misstraut“. Als „komplett gescheitert“ kritisiert der Paritätische Wohlfahrtsverband das Paket, das „nur wenige Betroffene erreicht“.  MAC