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Archiv-Artikel

Ach, dieses Schicksal

Die doppelte Portion, doppelt enttäuschend: Ein neuer Film und ein Bochumer Liederabend mit Tana Schanzara

Von ROS

Irgendwann kämpft man mit der Müdigkeit. Und wenn man nicht aufpasst, unterliegt man ihr schnell. „Ein Dichter in der Familie“, der neueste Film mit Tana Schanzara in der Hauptrolle, ist mit Sicherheit einer der langweiligsten Streifen, der im nächsten Jahr in die Kinos kommt.

Die Grande Dame des Bochumer Schauspielhauses spielt darin Margarete Krause, eine Frau um die 70, deren Mann Hans vor neun Jahren gestorben ist. Man sieht Margarete einen Tag lang mit Karin, die sonst für Margaretes „Essen auf Rädern“ zuständig ist, durch die Gegend juckeln. Auf dem Weg zum Friedhof, den Hans besuchen. Dann sieht man sie beim Kuchen essen, beim Kochen und Quatschen. Und immerzu wird erzählt, was für ein toller Dichter der Hans doch war, aber eben von allen verkannt, ein schreckliches Schicksal.

Dass der Film so langweilig geraten ist, liegt weniger an Tana Schanzara und Ernst Stötzner, der Hans spielt und ständig in Rückblenden auftaucht. Es sind vielmehr der müde Plot von Werner Streletz, die im schlechten Sinne kühlen Bilder des Regisseurs Johannes Klaus und die Filmmusik, die als Untermalung in einem Fahrstuhl besser aufgehoben wäre. Das Budget muss mickrig gewesen sein.

Musikalisch schon anregender ist da die zweite Produktion, mit der Tana Schanzara am Samstag in den Bochumer Kammerspielen Premiere hatte. Umwerfend ist aber auch das nicht. „A Kiss Is Just A Kiss“ ist ein Liederabend mit fünf Frauen und einem Mann, Ernst Xaver Zach, der auch für die Regie zuständig war. Allerdings fragt man sich, warum. Denn zu inszenieren gab es hier nicht viel, eine Geschichte wird nicht wirklich erzählt. Zwar beginnt alles damit, dass fünf Frauen zum Vorsingen kommen. Aber dass hier vom Leben hinter der Bühne berichtet wird, wie die Ankündigung vorher prophezeite, ist Blödsinn. Der dürftige Plot dient allenfalls als Kitt, der die Lieder von Lennon bis Hammerschmid irgendwie zusammen halten soll.

Und Tana? Der wird hier eindeutig der Rang von einer anderen Grande Dame abgelaufen: von Eleonore Zetzsche, 1949 von Bert Brecht höchstselbst ans Berliner Theater geholt, deren „Love me tender“ heute so tief klingt, als würde sie es in einen hohlen Baum singen. Ganz groß! ROS