: Denkmal fürs Sparschwein
Euskirchener soll Notgroschen-Behälter erfunden haben
Über Euskirchen gibt es in der Regel nicht viel zu berichten. Die verschlafene Kreisstadt hat nichts Schlagzeilenträchtiges zu bieten: keine größeren Polit- oder Wirtschaftsskandale, kein prominenter Sportverein – und die letzte mehr oder weniger berühmte Persönlichkeit, die Euskirchen hervorgebracht hat, ist auch schon lange tot. Zudem hatte Hermann Emil Fischer, der 1902 den Nobelpreis für Chemie erhielt, schon lange vor seinem Tod 1919 die Kontakte zu seiner Vaterstadt abgebrochen, wie der Euskirchener Geschichtsverein bedauernd feststellen musste. So dümpelte die „Stadt mit Gesicht“ (Eigenwerbung) mit ihren rund 54.000 Einwohnern bisher im toten Winkel irgendwo zwischen Aachen, Köln und Bonn herum.
Doch das könnte sich jetzt ändern. Und das liegt an Euskirchens Stadtteil Schweinheim mit seiner gleichnamigen Burg. Die soll nämlich laut der „Schutzgemeinschaft Deutsches Sparschwein“ der Geburtsort des Sparschweins gewesen sein. Um das Jahr 1576 soll der Burgherr Wilhelm Spieß von Büllesheim verfügt haben, „dass seine Frau, seine Kinder und das Gesinde eigene Sparschweine mit Münzen zu füllen hätten, um für den Fall von Not und Krankheit gewappnet sein zu können“, recherchierte die laut eigenen Angaben überparteiliche und -konfessionelle Gemeinschaft und informierte letzte Woche entsprechend den Rat der Stadt. Gleichzeitig regten die Sparschweinschützer an, in Euskirchen nun ein Denkmal für dieses „hehre deutsche Kulturgut“ zu errichten.
Die Stadt reagierte umgehend. In einem der taz vorliegenden Schreiben teilte Bürgermeister Uwe Friedl (CDU) Ende letzter Woche der in Mönchengladbach ansässigen Schutzgemeinschaft mit, zwar sei im städtischen Archiv die Erfindung des Sparschweins auf der Burg Schweinheim leider nicht verifizierbar, trotzdem wolle er den Angaben der Initiative „gerne Glauben schenken“: „Wir werden die Geschichte demnach neu schreiben müssen.“ Der Rat habe auf seiner Sitzung vorigen Donnerstag „ihren Antrag auf Errichtung eines Denkmals für das Sparschwein einmütig begrüßt“, so Friedl weiter. „Ich bitte Sie daher, Ihren zugesagten Beitrag i.H.v. 2.000 Euro für die Errichtung des Denkmals zügig zu überweisen, damit die Vorbereitungen für die Denkmalaufstellung vor dem Euskirchener Standesamt vorangetrieben werden können.“ So könnte also zu den beiden bislang größten Stadtattraktionen – den gleich zwei Autobahnzufahrten zur A 1 – demnächst noch eine weitere hinzukommen.
PASCAL BEUCKER