: Politiker der Privatwirtschaft
betr.: „Oligarch Schröder“, taz vom 12. 12. 05
Diejenigen, die das Verhalten Schröders so vehement kritisieren, sollten sich einmal überlegen, ob ein solches Verhalten nicht das Produkt der Liberalisierung unserer Wirtschaft bzw. der Kapitalisierung unserer Politik ist. Gerade diejenigen, die den Altkanzler so in das Visier nehmen, haben jahrelang die Privatisierung von Staatsunternehmen in einer brutalen Liberalisierung mit gefördert. Des Weiteren war Schröder schon als Ministerpräsident ein Politiker der Privatwirtschaft. Dass ein solches Verhalten, sei es richtig oder nicht, möglich ist, wurde jahrelang durch Wahlen bestätigt.
Des Weiteren sollten sich vor allem die Spitzenpolitiker mit ihren Kritiken zurückhalten. Ein großer Teil von ihnen sitzt in den Aufsichtsräten unserer Unternehmen, nimmt von dort aus erheblichen Einfluss auf unsere Wirtschaftspolitik und bessert die Abgeordnetendiäten auf.
Des Weiteren sollte sich Herr Westerwelle mit seinem erhobenen Zeigefinger einmal überlegen, ob er das Recht hat, irgendwelche Moralbegriffe wie Anstand etc. anzuführen; gerade seinen Argumenten nach hätte er es am liebsten, wenn nur Wirtschaftsbosse in der Politik säßen und ausschließlich die Interessen der Arbeitgeber vertreten würden und somit eine Politik des grausamsten Frühkapitalismus vertreten würden, wo es wirkliche Armut in der breiten Bevölkerung gab. GEORG DOVERMANN, Bonn