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Archiv-Artikel

Gabriel García Márquez als Friedensstifter

Auf Kuba nimmt Kolumbiens Regierung mit der ELN-Guerilla Sondierungsgespräche über einen Friedensprozess auf

BERLIN taz ■ Der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez soll den Friedensgesprächen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerillabewegung ELN („Heer zur nationalen Befreiung“) Glück bringen. „Schon Ihre Anwesenheit hier ist ein Zeichen dafür, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagte Luis Carlos Restrepo, der Friedensbeauftragte von Präsident Álvaro Uribe, zum Auftakt von einwöchigen Sondierungsgesprächen in Havanna am Freitag. „Das Interesse der Welt“ an einem Friedensprozess in Kolumbien werde dank García Márquez zunehmen, hofft ELN-Kommandant Antonio García.

Im Hotel El Portal genoss der 78-Jährige das Blitzlichtgewitter der Fotografen und verkündete: „Lächeln ist besser als Worte“ – er habe sich zu Diskretion verpflichtet. Das Gleiche gilt für alle Beteiligten – neben den beiden Kriegsparteien Vertreter der kolumbianischen „Zivilgesellschaft“ und Diplomaten aus Spanien, der Schweiz und Norwegen. Auch deswegen ist Kuba ein geeigneter Verhandlungsort. Zudem war die Karibikinsel immer wichtiger Bezugspunkt der 1965 gegründeten, zweitgrößten Guerilla Kolumbiens: Während sich andere Gruppen an Moskau oder Peking orientierten, ließen sich die „Elenos“ jahrzehntelang nicht nur von der Befreiungstheologie inspirieren, sondern vor allem von Che Guevara und der kubanischen Revolution.

Alle Seiten bemühten sich darum, übertriebene Erwartungen zu dämpfen. Es gehe zuerst darum, Vertrauen zu schaffen, sagte Regierungsbeauftragter Restrepo. Die Regierung macht einen Waffenstillstand zur Voraussetzung für echte Verhandlungen. Antonio García vom ELN-Zentralkomitee lobte die „offene Agenda“ und das „akzeptable Gesprächsklima“. Er wünscht sich Sofortmaßnahmen, die an der sozialen Ungleichheit ansetzen, der Hauptursache des jahrzehntelangen Krieges. Und die Anerkennung, dass sich in Kolumbien ein bewaffneter Konflikt abspielt – Präsident Uribe spricht lieber von einer durch Terroristen bedrängten Demokratie.

Im Wahlkampf 2006 dürfte das Thema Frieden eine zentrale Rolle spielen – im Gegensatz zu 2002, als die Verhandlungen mit den mächtigen „Revolutionären Streitkräften Kolumbiens“ (Farc) gescheitert waren. Mittelfristig müssten auch die Farc in eine politische Lösung des Konflikts einbezogen werden, forderte García.

In Bogotá meldete sich Michael Frühling zu Wort, der Leiter des UN-Menschenrechtsbüros. Er forderte, das internationale Völkerrecht auf die Tagesordnung in Kuba zu setzen. Die Guerilla sollte ihre Entführungsopfer freilassen und auf den Einsatz von Landminen verzichten. Der Politologe Jaime Zuluaga, seit Jahren ein wichtiger Mittler zwischen ELN und diversen Regierungen, wies darauf hin, dass sich dieser Prozess lange hinziehen werde. GERHARD DILGER