leserInnenbriefe
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■ betr.: „Hühnermäster bedroht“, taz nord vom 15. 01. 10

Kein Einzelfall

Rainer Wendt, der Geflügelmäster, stellt sich als Opfer und den aufgedeckten Fall als Einzelfall dar. Er distanziert sich von den Bildern und suggeriert damit, diese zeigten etwas anderes als die gängige Praxis. Letzteres ist falsch. Auch hat kaum jemand von uns Tierschützern mit Mord gedroht, doch ungeahndete, fortgesetzte Tierquälerei und Beschönigung derselben führt bei einigen Menschen zu solchen Reaktionen. Berichte ehemaliger Mitarbeiter zeigen uns immer wieder, dass die offenbar gewordenen Vorgänge vielmehr die Spitze des Eisbergs darstellen. Eine Tagung zum Thema „Amtsveterinäre und Tierschutz“ der Grünen Anfang 2009 zeigte auf, dass Massenställe nach Aussagen eines Amtsveterinärs nur im Durchschnitt alle 10 Jahre (!) mal kontrolliert werden. Transparenz muss endlich her, effektive staatliche Kontrollen und eine aussagefähige Kennzeichnung der Haltungsform! ELISABETH PETRAS, Arbeitskreis für Tierrechte, Hamburg

■ betr.: „Abzocke beim Arbeitsamt“, taz nord vom 15. 01. 10

Ausbeutende Gewinnmaximierung

Die Praktiken von Schlecker dürften kein Einzelfall in Deutschland sein, sondern vielmehr weitverbreitet. Schließlich hat der damalige „Superminister“ Wolfgang Clement, der heute als Repräsentant der Leiharbeit fungiert, mit seiner Deregulierung einen zweiten Arbeitsmarkt geschaffen und schlechte Beschäftigungsverhältnisse de facto zum Normalfall erklärt. Die Folge ist, dass viele Unternehmen gar nicht mehr Gesetze umgehen müssen, legales Lohndumping betreiben können und wie im hier geschilderten Fall dafür sogar noch eine Provision vom Staat kassieren. Falsche ökonomische Anreize, die einer dringenden Korrektur bedürfen, um den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft zu bewahren und die Investitionen wieder in zukunftsträchtige Jobs fließen zu lassen. Denn nur qualitatives Wachstum schafft Wohlstand für Alle, während auf Ausbeutung setzende Gewinnmaximierung die Taschen weniger füllt! RASMUS PH. HELT, Hamburg