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Archiv-Artikel

Mit Gottes Zorn und Hausverbot

BIBLIOTHEKSKRIEG Die a Lasco-Bücherei in Emden wird bald wiedereröffnet – der Streit aber ruht noch nicht

Von BES
Nur der Friede, ach, der Friede will nicht einkehren in Emden

Eine Erfolgsmeldung gab’s vor zehn Tagen: Die Emder a Lasco-Bibliothek, eines der wichtigsten Forschungszentren zum reformierten Protestantismus, wird wiedereröffnet. Wohl noch im Januar. Zuvor muss aber das neue Kuratorium der Träger-Stiftung tagen. In dem sitzen nun auch Vertreter der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD): Die steuert mit sechs den Großteil der acht Millionen Euro bei, die nötig waren, um die Stiftung vor der Pleite zu retten.

Nur der Friede, ach, der Friede kehrt nicht ein in Emden: Jetzt hat sich Stiftungs-Notvorstand Wilhelm Neef mit dem Förderverein der Bibliothek gezofft. Klug? Ja nun. Der Förderverein hat in den vergangenen zwölf Jahren gut 20 Ausstellungen organisiert. Er hat die Institution auch mit fast 150.000 Euro unterstützt. Und seine Mitglieder sind örtliche Multiplikatoren: Der ehemalige Kinderarzt Onno Feenders etwa führt den Vorsitz. Und Kay ten Doornkaat-Koolmann stammt aus einer Schnapsbrenner-Dynastie, deren Stiftung zu den wichtigsten regionalen Mäzenen zählt.

Kurz – es waren in Emden einflussreiche Leute, die am Samstag die Große Kirche, den Sitz der Bibliothek, verließen. Unter Protest. Stiftungs-Notvorstand Neef wollte nämlich ein Hausverbot durchsetzen – gegen den im Herbst 2008 geschassten Gründungsdirektor und Stiftungsvorstand Walter Schulz.

Der ist auch Vereinsmitglied. Und ohne ihn wäre die Bibliothek wohl noch immer eine popelige Pfarrbücherei. Bloß: Das Verhältnis zur reformierten Kirchen-Leitung ist zerrüttet. Diese gibt Schulz die Schuld am Abschmelzen des Stiftungskapitals von acht auf zwei Millionen Euro und wertet die Mehrung der Bestände als Untreue. Im Herbst hatte das ostfriesische Landgericht ihn dafür sogar verurteilt – mit der hinreißenden Begründung, er sei hier nun mal „das Opferlamm“. Die Revision ist anhängig. Das Arbeitsgericht aber zweifelte am Dienstag die fristlose Kündigung an: Im dazu befugten Stiftungs-Kuratorium hatte es nie die erforderliche Mehrheit gegeben. Die gab’s nur im Moderamen, einem kirchlichen Gremium – das laut Satzung aber keine Befugnis hatte.

Klar, dass die Nerven blank liegen: Eine Niederlage könnte erhebliche Nachzahlungen für die frisch mit Finanzen beimpfte Stiftung bedeuten. Deren Rekapitalisierung ist auf eine Bibliotheksleiter-Stelle ab 2010 kalkuliert – nicht aber für zwei. BES