: Ein Bild, zwei Ärzte
Brustkrebs-Früherkennung: In Bremen öffnet ein überregionales Zentrum zur Qualitätssicherung
Bremen taz ■ Zum 1. Januar 2006 eröffnet in Bremen eines von bundesweit fünf Referenzzentren zur Früherkennung von Brustkrebs. Ein entsprechender Vertrag zwischen der kassenärztlichen Vereinigung (KV) und dem Leiter des Zentrums, dem niedersächsischen Radiologen Gerold Hecht, wurde gestern unterzeichnet. Seine Aufgabe ist es, in Bremen und Niedersachsen das so genannte Mammographie-Screening zu überwachen.
Dieses Verfahren wurde im Rahmen eines Modellprojekts bereits seit 2001 in Bremen erprobt. Im Zuge dessen wurden innerhalb von zwei Jahren 47.693 Frauen eingeladen, 23.982 haben tatsächlich teilgenommen. Insgesamt stellten die ÄrztInnen dabei 213 Karzinome fest. Bundesweit sind jährlich rund 47.000 Erkrankungen zu verzeichnen. Inzwischen haben alle Frauen zwischen 50 und 69 Anspruch auf eine Röntgenuntersuchung zur Brustkrebsfrüherkennung – auf Kosten der Krankenkasse. In Bremen und Niedersachsen betrifft dies nach Angaben der KV rund 535.000 Frauen.
Till Spiro, Vorstandsvorsitzender der KV in Bremen, hofft, dass fast drei Viertel aller angesprochenen Frauen bereit sein werden, an dem Programm teilzunehmen. „Der Nutzen ist unstrittig“, sagt Spiro, der die Früherkennung als die „größte Präventionsmaßnahme in der Geschichte Bremens und Niedersachsens“ lobt.
Das sehen nicht alle so. Das Screening könne auch Schäden verursachen, sagt Klaus Koch, Autor des Buches „Mythos Früherkennung“: Häufig würden Tumore entdeckt, die nie bemerkt würden, hätte man nicht nach ihnen gesucht. „Aber wenn sie erstmal aufgefallen sind“, so Koch, „dann werden die Patienten meist behandelt, als hätten sie einen aggressiven Tumor“.
„Das lässt sich nicht vermeiden“, sagt Spiro – spricht aber von „bedauerlichen Einzelfällen“. Diese zu verhindern, ist nun die Aufgabe des Referenzzentrums. Jede Röntgenaufnahme müsse unabhängig voneinander immer von zwei Ärzten beurteilt werden, betont Hecht. Diese müssten jedes Jahr eine Prüfung absolvieren und mindestens 5.000 Bilder jährlich lesen. mnz