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Archiv-Artikel

Jamaica Burglesum

Grüne wählen Kandidaten der CDU zum Ortsamtsleiter. Ihr eigener Mann klagt – gegen seine Nichtzulassung

Von sim

Bremen taz ■ 55 BewerberInnen, 5 KandidatInnen, ein eindeutiges Beiratsvotum und dennoch kein Ortsamtsleiter: mit dieser Situation muss der Bremer Stadtteil Burglesum aller Voraussicht nach noch einige Wochen auskommen. Der bisherige Amtsinhaber Klaus Dieter Kück (SPD) trat gestern nach 27 Jahren in den Ruhestand. Den von der CDU favorisierten und mit Hilfe der Beiratsstimmen von Grünen und FDP gewählten Kandidaten Kai Oliver Thielking aber kann das Innenressort nicht zum Nachfolger ernennen – weil sowohl der Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Dirk Schmidtmann als auch seine SPD-Kollegin Ingrid Reichert dessen Wahl anfechten.

Schmidtmann wie Reichert hatten sich beide selbst um den Posten beworben. Ersterer scheiterte am Veto des Innenressorts – er habe die geforderte Fachhochschulreife nicht nachgewiesen. Schmidtmann bestreitet das: Bildungssenator Willi Lemke (SPD) habe ihm bescheinigt, dass er als Beton- und Stahlbau-Meister zur Aufnahme eines Studiums ohne weitere Prüfung berechtigt sei. Gibt das Verwaltungsgericht der Klage Schmidtmanns Recht, müsste die Ortsamtsleiterwahl wiederholt werden. „Für Herrn Thielking tut mir das natürlich leid“, sagt Schmidtmann. Schuld daran sei aber das Innenressort, das seine Beschwerde schlicht ignoriert habe.

Selbst in den Beiratsfraktionen von SPD und CDU soll es SympathisantInnen für Schmidtmann geben, der 13 Jahre lang selbst im Beirat Burglesum saß. Grüne wie FDP machen keinen Hehl daraus, dass er ihr Wunschkandidat gewesen wäre. Gestimmt haben sie, da Schmidtmann vom Innenressort nicht zur Wahl zugelassen wurde, schließlich doch für den parteilosen Kandidaten der CDU – und gegen die Kandidatin der SPD.

„Wir wollten nicht, dass Frau Reichert dieses Amt bekommt“, sagt Susanne Stolze (Grüne). Eine OrtsamtsleiterIn müsse „kommunikativ und integrativ“ arbeiten und die unterschiedlichen Fraktionen wie Initiativen an einen Tisch bekommen können. „Das haben wir Frau Reichert einfach nicht zugetraut.“

Reichert, die mit 7 zu 9 Stimmen Thielking unterlag, will die Wahl ebenfalls anfechten. Ihre Begründung: Das Innenressort müsse Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugen. Reichert, kritisierte gestern die FDP, versuche „das Verfahren auszuhebeln“ – das Recht des Beirats, eine KandidatIn zu empfehlen, werde damit wertlos. sim