: Forscher statt Flieger
FLUGHAFEN FDP-Forderung nach möglichem Tegel-Weiterbetrieb stößt auf breite Ablehnung
Loyal gegenüber seiner einstigen Hochschule ist Hartmut Mehdorn nicht gerade. An der Beuth Hochschule für Technik, wo Mehdorn einst studierte, dürften sie nicht glücklich darüber sein, dass der Flughafenchef seinen Amtsantritt im März nutzte, um eine Debatte über den Weiterbetrieb des Flughafens Tegel anzustoßen: Denn eigentlich sollen nach der Tegel-Schließung 15 Prozent der Hochschule in das alte Terminal ziehen, damit Studenten dort urbane Zukunftstechnologien erforschen und Jobs bei nebenan angesiedelten Firmen finden können. „Wir arbeiten an der Umsetzung dieser Pläne und gehen fest davon aus, dass der Senat zu ihnen steht“, sagte Beuth-Präsidentin Monika Gross am Dienstag der taz.
Tags zuvor hatte die FDP-Bundestagsfraktion ein von ihr beim wissenschaftlichen Dienst des Bundestags beauftragtes Gutachten vorgestellt, wonach Tegel länger offen bleiben könnte, wenn die politisch Verantwortlichen in Berlin, Brandenburg und beim Bund dies wollen.
Sie wollen es nicht. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wies die FDP-Forderungen nach einem Weiterbetrieb Tegels zurück, gleicher Tenor beim Koalitionspartner CDU: „Die FDP versucht da ein Wahlkampfthema zu finden“, sagte der Sprecher für Verkehr der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Oliver Friederici. Eine Tegel-Offenhaltung sei ökonomisch völlig unsinnig.
Keine Perspektive
Dieser Meinung ist auch der Linken-Abgeordnete Harald Wolf: „Es gibt ein klares Bekenntnis der Politik, die zwei innerstädtischen Flughäfen zu schließen, um die wirtschaftlich kontraproduktive Dreiteilung zu überwinden und mit dem BER ein Drehkreuz zu schaffen.“ Pirat Martin Delius sagte, die im Bundestags-Gutachten konstatierte theoretische Möglichkeit einer Offenhaltung Tegels überrasche ihn nicht: „Aber Tegel kann als Innenstadtflughafen keine Perspektive für Berlin bieten.“ Eine solche böten dagegen die Nachnutzungspläne, sagte Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop: „Der Beuth-Campus und die Zukunftstechnologien dort bringen die Stadt voran, nicht der Fortbestand des Flughafens.“ SEBASTIAN PUSCHNER