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Archiv-Artikel

Jonny K.: Anklage diese Woche

PROZESS Justizsenator Heilmann hofft nach Festnahme des sechsten Verdächtigen auf einen gemeinsamen Verfahrensauftakt am 13. Mai

Nach der Festnahme des sechsten Tatverdächtigen im Fall Jonny K. setzt Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) darauf, dass das Landgericht die Anklagen bündelt. „Wenn alles super läuft, haben wir am 13. Mai einen gemeinsamen Prozessauftakt“, sagte Heilmann nach der Senatssitzung, wo der Fall ein Thema war. Onur U., der sechste Verdächtige, war am Montag aus der Türkei zurückgekehrt und hatte sich am Flughafen Tegel der Polizei gestellt. „Die Staatsanwaltschaft wird noch diese Woche Anklage erheben“, sagte Heilmann. Der junge Mann und fünf andere sollen im Oktober den 20-jährigen Jonny K. in der Nähe des Alexanderplatzes so geschlagen und getreten haben, dass er an den Verletzungen starb.

Ob es klappt, gegen alle sechs Beschuldigten gemeinsam zu verhandeln, ist Heilmann zufolge eine Zeitfrage. Gegen die fünf anderen Tatverdächtigen ist das Gerichtsverfahren bereits eröffnet, der erste Prozesstag angesetzt. Bis zum Herbst könnte das Gericht nach Einschätzung des Justizsenators den Auftakt nicht verschieben. Vier der fünf sitzen in Untersuchungshaft, die möglichst kurz zu halten ist. Entscheidend ist, wie lange das Gericht braucht, um die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft zu bearbeiten, und welche Strategie die Verteidigung des 19-jährigen nun ebenfalls in U-Haft sitzenden Onur U. verfolgt.

Heilmann bat Merkel

U., der sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte sich schon vor Monaten in die Türkei abgesetzt. Dort wurde er zuletzt mit internationalem Haftbefehl gesucht, aber nicht verhaftet. Heilmann ließ durchblicken, dass nach seiner Sicht der Dinge die Türkei kein Interesse an einem Prozess im eigenen Land hatte und dem Verdächtigen schließlich die Ausreise nahelegte. Einmal verhaftet, hätte er als türkischer Staatsangehöriger schwerlich ausgeliefert werden können. An Dynamik habe die Sache gewonnen, als sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan gewandt habe – auf seine, Heilmanns, Bitte hin.

Als „Hauptverdächtigen“ wollte der Senator den jungen Mann nicht bezeichnen. „Es ist völlig unklar, ob er der Haupttäter ist“, sagte Heilmann. Er warnte vor einer Vorverurteilung, die den Ausgang des Verfahrens beeinflussen könnte. Richtig sei, dass es den Verdacht gebe, der 19-Jährige habe die Schlägerei begonnen. STEFAN ALBERTI