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Archiv-Artikel

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Scheinbar werden wir der traurigen Geschichte dieser Liebe einfach nicht müde. Es ist schließlich DIE Lovestory schlechthin: Shakespeares Teenagertragödie „Romeo und Julia“. Der Schauspieler Lars Eidinger hat sich für seine zweite Regiearbeit das berühmte Stück vorgenommen. Sein Debüt als Regisseur gab er mit Schillers „Die Räuber“, die er als Geschichte einer Lost Generation erzählte. Lost sind auch die Kinder aus den verfeindeten Häusern Capulet und Montague Romeo und Julia, deren Liebe sich nur im Tod erfüllen lässt. Warum ist das so? will Lars Eidinger wissen. Hat das mit dieser Liebe oder der Gesellschaft zu tun? Und was ist das überhaupt: Liebe? (Schaubühne: „Romeo und Julia“, Premiere 17.4., 20 Uhr).

Dringende Antworten werden auch auf die Fragen gesucht, welche Rolle Politik und Behörden dabei spielten, dass die Mordserie der rechtsradikalen NSU so spät aufgedeckt wurde. Und was das gesellschaftliche Klima dazu beigetrug, dass diese Morde überhaupt geschehen konnten? Am Freitag, fünf Tage vor dem Beginn des NSU-Prozesses vor dem Oberlandesgericht in München, präsentieren Berliner Jugendliche ihre Auseinandersetzung mit den Hintergründen dieser Taten. Für das Stück „Akte/NSU“ haben sich Mitglieder des offenen Jugendclubs im evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee „Cafe Nightflight“ mit dem „dokumentartheater berlin“ zusammengetan, deren Leiterin Marina Schuboth mit Theaterarbeiten immer wieder Licht in tote Winkel dieser Gesellschaft zu bringen versucht. In der Haftanstalt Plötzensee, in deren Gedenkzentrum das NSU-Stück aufgeführt wird, wurden zwischen 1933 und 1945 etwa 3.000 Menschen auf der Basis von Urteilen der NS-Justiz hingerichtet. (Gedenkzentrum Plötzensee, Heckerdamm 226: „Akte/NSU“, 12.4., 19.00 Uhr)

Dringend empfohlen wird am Wochenende auch der Besuch der „ – Festspiele“, die fünf Studierende der Berliner Schule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ ausgerufen haben. Die Leerstelle ist bewusst als Titel gewählt und soll ein Innehalten der insgesamt 50 beteiligten Studenten markieren. Denn auch hier müssen erst mal Fragen beantwortet werden: wie das Theater wieder ein gesellschaftlicher Bezugspunkt werden kann, der Kampf zwischen egoistischer Selbstverwirklichung und allgemeiner Verantwortung gewonnen werden kann. Angeregt wurden die „ – Feststspiele“ von den Erfahrungen der Studierenden im gemeinsamen Kampf mit der Berliner Politik um den Zentralen Hochschulstandort in der Chausseestraße, der auch Thema einiger Arbeiten sein wird: einer Inszenierung von Heiner Müllers „Zement“ etwa. (www.bat-berlin.de)