piwik no script img

Archiv-Artikel

Eltern sollen in Schulkonferenzen gehen

BILDUNG Lernverträge, Newsletter und Beratung in der Muttersprache: An einigen Schulen wurde die Elternarbeit verbessert. Die Vodafone-Stiftung entwickelte dazu einen Kriterienkatalog

BERLIN taz | Für manche Lehrer mag es wie der Kniefall vor der übereifrigen Elternschaft erscheinen: Am Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt in Bayern nehmen die Eltern an den Schulkonferenzen teil und bekommen Newsletter über das Schulgeschehen. Und an der Schule gibt es Mentoren unter den Lehrern: Wenn es zu Hause gerade schwierig ist, weil es in der Familie vielleicht einen Trauerfall gab, erspart die Schule nach Absprache mit den Mentoren dem Sohn oder der Tochter etwa die nächste Klausur.

Schulleiter Albert Häusler ist überzeugt von dem neuen Modell für Elternarbeit an seiner Schule: „Wir haben die allerbesten Erfahrungen gemacht“, sagt er. „Das Verhältnis zwischen Eltern und Lehrern ist seither viel entspannter.“ Andere Schulen sollten sich ein Beispiel daran nehmen, findet die Vodafone-Stiftung und hat nun einen Kriterienkatalog für gute Elternarbeit vorgelegt.

Schulen sollten aktiv auf Eltern zugehen, in Lernverträgen mit ihnen festlegen, wie sie ihre Kinder zu Hause unterstützen können, sie zu Hause besuchen, Migrantenfamilien auch in ihrer Muttersprache beraten. Die Experten der Vodafone-Stiftung erhoffen sich davon eine Verbesserung der Bildungschancen für benachteiligte Kinder. Denn gerade eher bildungsfernen Eltern fällt es schwer, ihre Kinder beim Lernen zu unterstützen – und viele scheuen daher auch den Kontakt zur Schule, weil sie sich keine Blöße geben wollen.

In einer früheren Untersuchung der Vodafone-Stiftung gab knapp die Hälfte der Eltern mit einfacher Schulbildung an, dass es ihnen schwerfalle, ihrem Nachwuchs bei den Hausaufgaben zu helfen. Nur 19 Prozent der hoch gebildeten Eltern nannten dieses Problem.

Stephan Dorgerloh (SPD), Kultusminister in Sachsen-Anhalt und derzeit Vorsitzender der Kultusministerkonferenz (KMK), stellte sich hinter die Empfehlungen der privaten Stiftung. Sie sollen demnächst im Schulausschuss des KMK vorgestellt – und dann eventuell auch an die Schulen weitergereicht werden.

Die Kultusminister haben sich bereits vor zehn Jahren dem Thema Elternarbeit gewidmet. Auf 67 Seiten listet der damalige Beschluss auf, welche Regelungen zur Elternarbeit die einzelnen Länder getroffen haben. Gemeinsame Standards finden sich darin nicht. BERND KRAMER