Rechte Knastfreunde halten Kontakt

NEONAZIS Die Sicherheitsbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein suchen in den Gefängnissen nach Spuren eines rechtsextremen Netzwerks. In Niedersachsen wurde ein Inhaftierter enttarnt

Rechtsextreme pflegen Strukturen, um die inhaftierten Kameraden zu unterstützen

In Norddeutschland gehen Ermittler möglichen rechtsextremen Zellen der „AD Jail Crew 14er“ in den Justizvollzugsanstalten (JVA) nach. Am Dienstag war die „Crew“, die Bernd T. aus der hessischen JVA Hünfeld gegründet hatte, aufgeflogen. Bei den in Schleswig-Holstein inhaftierten Rechtsextremen finden nach Hinweisen Postkontrollen und Haftraumdurchsuchungen statt, sagt Oliver Breuer, Sprecher des Justizministeriums in Kiel.

Von Ansprechpartnern in 18 JVAs schreibt Bernd T. aus Kassel, in den Biker News. Drei Gefängnisse im Norden erwähnte der Rechtsextremist im Oktober 2012: Hamburg, Neumünster und Kiel. Die Hamburger Justizbehörde hat bisher jedoch keine Hinweise auf eine Knast-Vernetzung. Man habe jetzt bei der hessischen Justiz nachgefragt, sagt deren Sprecher Sven Billhardt.

In Hessen sind die Ermittler bei der Durchsuchung der Zelle eines Rechtsextremen auf den Brief eines Neonazis aus einer JVA in Schleswig-Holstein gestoßen. „Der Verfassungsschutz und auch das Justizministerium“, sagt Breuer, haben zurzeit keine Erkenntnisse über ein rechtes JVA-Netzwerk im Bundesland. Dass Kontakte zur Szene trotz Inhaftierung nicht abbrechen, ist bekannt. Seit Jahren pflegen Rechtsextreme Strukturen um ihre inhaftierten Gesinnungskameraden zu unterstützen.

2008 gab ein Rechtsextremer aus der Haft erstmals den JVA-Report heraus. Heute ist das Netzwerk im Internet aktiv. Ein Neonazi aus Wittmund gilt als Herausgeber des Gefangenenrundbriefes. Auf der Internetseite finden sich Haftadressen, um Post zu empfangen. Weiterhin Tipps, wie zum Beispiel die Warnung, dass die Anstaltsleitung Telefonate mit Gefangenen mithören kann.

In einem niedersächsischen Gefängnis soll derweil ein Mitglied des Neonazi-Netzwerks enttarnt worden sein, sagte ein Sprecher des Justizministeriums. Gegen ihn werden strafrechtliche Ermittlungen geprüft. Wo der Verdächtige einsitzt, wurde nicht bekanntgegeben.  AS