: Feiern trotz Schlappe
TACHELES Nach bestätigter Räumungsklage laden die letzten Besetzer am Samstag zum Volksfest
Sie geben nicht auf: Die letzten Tacheles-Künstler, die sich noch auf dem Hinterhof der geräumten Kunstruine in Mitte befinden, laden am Samstag zum Fest. Ihre Zukunftschancen sehen nach einem Prozess am Mittwoch dagegen düster aus.
Ein „Volksfest“ werde man ab 10 Uhr auf dem Hinterhof und der Oranienburger Straße feiern, sagt Metallkünstler Hüseyin Arda, seit 23 Jahren im Tacheles. Alle Berliner seien eingeladen – wie jüngst bei einer Aktion der Deutschen Bank – eigene Kunstwerke mitzubringen und auszustellen. „Nicht wie dort für einen Tag, sondern für ein ganzes Jahr.“ Schließlich sei ja das Tacheles von jeher ein Ort für Kultur von unten, so Arda. Für rund 1.000 Objekte sei Platz.
Allerdings wurde das große Kunsthaus bereits im letzten September geräumt. Auch für die letzten Künstler vom Hinterhof, laut Arda noch 33, sieht es schlecht aus. Nicht nur sind sie in einem Labyrinth aus Gitterzäunen versteckt und werden von Sicherheitsleuten bewacht: Bei einer Verhandlung am Mittwoch vorm Landgericht ließ der Richter durchblicken, dass er der Räumungsklage des Zwangsverwalters stattgeben werde. Angeklagt waren acht Künstler, darunter auch Arda, und deren Verein „Art Pro Tacheles“. Das Urteil soll am 24. April verkündet werden.
Arda denkt dagegen nicht an Aufgabe. Der Hinterhof sei praktisch unräumbar, so der Metallwerker, da er „fluktuativ“ von immer neuen Künstlern besetzt werde. Zudem werde man die Idee des Tacheles als „freien Kunstort“ multiplizieren. Vielleicht schon bald am Nordbahnhof: Dort verhandelt Ardas Verein derzeit mit der Deutschen Bahn über einen zweieinhalbjährigen Mietvertrag für eine Brache, auf der Container-Ateliers entstehen sollen. KO