: „Ein Ort des Terrors“
SZENISCHE LESUNG Zeitzeugen berichten über das KZ Mißler im Bremer Stadtteil Findorff
76, war bis 2002 Professor für Weiterbildung. Er leitet die Reihe „Dämmerstunde – über Vergessenes und Verdrängtes“.
taz: Herr Wollenberg, wo befand sich das KZ Mißler?
Jörg Wollenberg: Es befand sich mitten im Bremer Stadtteil Findorff. Zwischen Walsroder Straße und Hemmstraße. Heute befindet sich an der Stelle ein Altenheim. In welchem Zeitraum war das KZ dort eingerichtet? Etwa ein halbes Jahr lang. Von März bis September 1933. Es diente als Ort der „Schutzhaft“ für hunderte politische Häftlinge. Größtenteils KPD- und SPD-Anhänger. Warum wurden sie an diesem Ort gefangen gehalten? Die Gefängnisse waren ab März 1933 schnell überfüllt. Als Lager für osteuropäische AuswanderInnen und später dann für Anhänger der Bremer Räterepublik, waren die Mißler-Hallen schon vorher als Ort des Wegschiebens für unerwünschte Personengruppen genutzt worden. Sie wurden 1933 ein Ort des Terrors. Gab es Berichte in der Presse? Die „Bremer Nachrichten“ und die „Bremer Nationalsozialistische Zeitung“, kurz BNZ, berichteten über das KZ. Ist das ungewöhnlich? Nein, das KZ Mißler war ja auf die „Umerziehung“ politischer Gefangener ausgerichtet, nicht auf den Massenmord an den Juden. Die illegal verbreitete Zeitung „Die Wahrheit“ hatte über die Gewalt berichtet, die BNZ versuchte dies mit eigenen Berichten zu entkräften. Wieso wurde das Lager im September 1933 geschlossen? Der Polizeisenator Laue hielt ein KZ außerhalb Bremens für geeigneter. Der Druck der Bevölkerung war gewachsen. Als die Wäsche der Häftlinge, die sie den Angehörigen nach Besuchen mitgaben, immer häufiger blutig war, regte sich in der Bevölkerung Protest. INTERVIEW: BRUNO STEINMANN
17 Uhr, DGB-Haus, Bahnhofsvorplatz 22