: Wal-Umfrage in der Ostsee
FORSCHUNG Erstmals wurde nachgewiesen, dass die Schweinswale im gesamten Binnenmeer heimisch sind
JENS OULWIGER, MEERESMUSEUM
Schweinswale leben in der gesamten Ostsee, die meisten von ihnen in den südlichen Teilen zwischen Dänemark, Rügen und Bornholm. Das teilte das Deutsche Meeresmuseum Stralsund nach fast zweijähriger Forschungs und Messarbeit mit.
„Erstmals liegen jetzt exakte wissenschaftliche Daten vor“, sagt Museumschef Harald Benk. Nun könne niemand mehr die Existenz und die Schutzbedürfnisse von Schweinswalen angesichts vielfältiger menschlicher Nutzung der Ostsee in Zweifel ziehen. Besonders die Fischereiwirtschaft, in deren Netzen jedes Jahr eine unbekannte Zahl von Schweinswalen ertrinkt, hatte deren Vorkommen oft schlicht bestritten, um die Ausweisung von Schutzzonen zu verhindern.
Jetzt könnten zum Beispiel auch „konstruktive Vorschläge für die Errichtung von Windparks“ vorgelegt werden, sagte Benke. Deren lärmintensive Bau könnte dann „in Jahreszeiten erfolgen, in denen nachweislich nur wenige Tiere vor Ort sind“. Denn die Messungen geben auch Aufschluss über das bislang weitgehend unbekannte saisonale Wanderungsverhalten der Schweinswale.
Im Mai 2011 wurde ein Netz von 300 Messstationen aufgebaut. Mit diesem akustischen Monitoring werden seitdem Dichte, Häufigkeit und Verteilung der Schweinswal-Population ermittelt. In den nächsten zwei Jahren sollen detaillierte Verbreitungskarten erstellt und die Bestandsgröße geschätzt werden. Zur exakten Zahl der Meeressäuger wollten sich die Wissenschaftler nicht äußern.
Die Messgeräte haben die Klicklaute aufgenommen, mit denen Schweinswale sich im Wasser orientieren. Genauere Analysen müssten noch ergeben, „ob ein Tier fünf Laute ausgestoßen hat oder fünf Tiere je einen“, sagte Jens Oulwiger, Sprecher des Meeresmuseums. Diese Auswertung dauere noch an. Bisherige Annahmen gingen von nur noch 600 der mit den Delfinen eng verwandten Kleinwalen in der Ostsee aus. SVEN-MICHAEL VEIT