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Archiv-Artikel

Friedehorst feuert

SANIERUNGSFALL Die größte diakonische Einrichtung Bremens kündigt schon wieder Vorstände

Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung sagte gestern: „Wir sind geschockt“

Weil das Verhältnis zwischen den beiden Vorständen der Bremer Diakoniestiftung Friedehorst so gestört gewesen sein soll, „dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich war“, hat das Kuratorium des großen Sozialunternehmens Christian Frühwald und Lothar Lotzkat am späten Montagabend abberufen. Dies teilte gestern der Vorsitzende des leitenden Gremiums, Christian Lürßen, mit. Nachfolger des Pastors Frühwald soll Bremens Landesdiakoniepfarrer Michael Schmidt werden, hieß es gestern. Zur Stiftung Friedehorst zählen 1.600 Beschäftigte, die in Pflege, Betreuung, Rehabilitation und bei der beruflichen Neuorientierung für etwa 2.500 Menschen sorgen.

Frühwald war erst im Oktober vergangenen Jahres nach Friedehorst gekommen, nachdem seinem Vorgänger ohne Angaben von Gründen im März 2012 gekündigt worden war. Frühwald leitete seither zusammen mit dem kaufmännischen Vorstand Lothar Lotzkat die größte diakonische Einrichtung im Land Bremen.

Gemeinsam mit der Mitarbeitervertretung hat er in Friedehorst einen über Jahre schwelenden Tarifkonflikt entschärft. Er beendete die seit 2005 andauernde Leiharbeit im Unternehmen, mit der Friedehorst bundesweit in die Schlagzeilen geriet. Seinen Absprachen zufolge sollen künftig alle Beschäftigten nach den Arbeitsvertragsrichtlinien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bezahlt werden. Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung sagte gestern: „Wir sind geschockt.“

Mehrere Unternehmensbereiche der Stiftung arbeiten defizitär. Die Mitarbeiter waren bereit, zeitlich befristet Abschläge von ihrem Lohn hinzunehmen, um zur Sanierung des Unternehmens beizutragen. Ob diese mit Frühwald getroffene Vereinbarung Bestand hat, blieb offen.

Frühwald ist seit Juni 2009 der dritte Theologe an der Spitze von Friedehorst, der nun die Stiftung verlässt.  (epd)