: Finck will kein Hecht sein
„Zählmitglieder“-Affäre: CDU-Bürgerschaftsabgeordneter bestreitet Mitgliederwerbung für Ortsverband Finkenwerder. Weitere Ungereimtheiten bei Eintritten. CDU-Parteichef Fischer kündigt Ordnungsmaßnahmen an
Wer warb wen für welchen CDU-Ortsverband? Die Affäre um den geplanten Masseneintritt von rund 200 Personen, von denen viele türkischer Herkunft sind und zur alevitischen Glaubensgemeinschaft zählen, zieht täglich neue Kreise. Gestern bestritt der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Henning Finck gegenüber der taz, seinem Parteikollegen Heiko Hecht tatkräftige Hilfe bei der Mitgliederwerbung für dessen Ortsverband Finkenwerder geleistet zu haben, um Hechts Position in der CDU zu stärken.
„Ich habe für diesen Ortsverband kein einziges Mitglied geworben“, versichert Finck, der hinter anders lautenden Behauptungen eine „lügenhafte Diffamierungskampagne“ gegen seine Person vermutet. Keine Mitgliederwerbung für Finkenwerder – das gelte auch, so der CDU-Politiker, für die ehemalige Sozialdemokratin Süheyla Kaplan, die Anfang dieses Jahres in den von Finck geführten Ortsverband Rothenburgsort eintrat.
Zwar habe Kaplan innerhalb der rund 30.000 Mitglieder starken alevitischen Gemeinde Hamburgs wie auch ihres übrigen Freundeskreises intensiv Mitgliederwerbung für die CDU betrieben – die Alevitin Kaplan habe binnen nur eines Jahres 25 Neumitglieder geworben. Diese allerdings seien sämtlich in die Rothenburgsorter CDU eingetreten. Finck konnte seinen heute rund 250 Mitglieder starken Ortsverband in den vergangenen Jahren personell erheblich vergrößern und damit seinen Einfluss innerhalb der Partei verbessern. Anders als Hecht steht Finck aber auch in dem Ruf, sich aktiv für die Integration von Ausländern eingesetzt und die Neuzugänge über Jahre kontinuierlich geworben zu haben.
Die CDU hat mitlerweile alle 204 Eintrittswilligen angeschrieben und bislang lediglich rund 70 Rückmeldungen bekommen. 25 Angeschriebene erklärten, unbedingt in die Finkenwerder CDU eintreten zu wollen. Kurios: Ihre Begründungen sind wortgleich, stammen offenbar von einem Formschreiben, das, so CDU-Landeschef Dirk Fischer, „von einer dritten Person aufgesetzt wurde“. Da sich in den Eintrittserklärungen zahlreiche Ungereimtheiten fanden, angeblich Beitrittswillige von ihrem Begehren auf Nachfrage gar nichts wussten und selbst aus Wuppertal ein Mitgliedsantrag für den Ortsverband Finkenwerder eintraf, will Fischer all diese Fälle aufklären lassen.
Und möglicherweise auch Ordnungsmaßnahmen gegen diejenigen ergreifen, die hier manipuliert haben. Marco Carini