: Große Pläne für das Biotop
LICHTERFELDE 2.700 neue Wohnungen sollen in einer Parklandschaft entstehen
Nach den Plänen zur Bebauung des Tempelhofer Feldes gibt es nun auch am südlichen Stadtrand ein Großprojekt, in Naturnähe mehrere tausend Wohnungen hochzuziehen. Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf und die Groth-Gruppe als Investor einigten sich auf eine entsprechende Absichtserklärung, die jetzt den Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses beschäftigte. Demnach soll aus einem Ex-US-Manövergelände in Lichterfelde und heutigen Biotop eine „naturnahe Parklandschaft“ mit angrenzenden 2.200 bis 2.700 Wohnungen werden.
Es geht um die Fläche, die östlich des S-Bahnhofs Lichterfelde-Süd wie ein Zacken nach Brandenburg hineinragt. Seit dem Abzug der US-Streitkräfte 1994 beschäftigt die Zukunft des Geländes den Bezirk. Währenddessen entstand dort ein Biotop, auf dem seit mehr als zehn Jahren Pferde frei leben. Zwischenzeitlich gab es einen Plan für 8.000 Wohnungen – und kaum noch Natur. Eine andere Idee war die Anlage eines Golfplatzes.
Die Groth-Gruppe mit Sitz in Berlin, die das Gelände 2012 vom Unternehmen CA Immo kaufte, verabredete mit dem Bezirksamt einen Kompromiss: Von dem 96 Hektar großen Gelände – das entspricht etwa einem Viertel des Tempelhofer Feldes – sollen 57 Hektar zu einer zusammenhängenden Parklandschaft werden. Der Rest ist für Wohnungen vorgesehen, die im Schnitt 78 Quadratmeter groß sein sollen.
Chance für Problemgebiet
Umweltstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) sieht im Projekt – „deutschlandweit ziemlich einmalig“ – auch eine Chance für die Thermometer-Siedlung nebenan, ein als schwierig eingestuftes Gebiet mit bis zu 21-stöckigen Hochhäusern und rund 6.000 Bewohnern. Etwa so viele würden auch im Neubaugebiet wohnen. Dort soll es maximal sechsgeschossige Bauten sowie Ein- und Zweifamilienhäuser geben.
Laut Groth-Gruppe sollen die Bauarbeiten 2015 starten und vier Jahre dauern. Nötig seien auch neue Schulen, Kitas, Jugend- und Verkehrseinrichtungen. Die Kosten sollen 68 Millionen Euro betragen. Wer nun was zahlt, wie viele Flächen zum Naturschutz abgesperrt werden und ob rund 200 Gewerbearbeitsplätze erhalten bleiben, blieb offen. Kritiker unter den Zuhörern im Ausschuss machten ihrem Unmut mehrfach durch Zwischenrufe und Pfeifen Luft. Der nächste Schritt wäre jetzt das Bebauungsplanverfahren.
STEFAN ALBERTI