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Archiv-Artikel

Die neue taz nord: 3 + 1

Gute Vorsätze für 2006: Statt wie bisher drei kleine Redaktionen soll ab März ein Team auf drei Seiten aus dem ganzen Norden berichten. Das große Plus: Bremen und Hamburg gehört jeweils eine Seite

Konflikt muss sein. Ohne Biss wäre die taz keine taz, sondern höchstens eine Tageszeitung

Um es hart zu sagen: Fast hätten wir das Jahr nicht überlebt. Eine Viertelmillion überplanmäßiges Defizit – das ist so leicht nicht wegzuatmen. Also wurde darüber diskutiert, die Lokalausgaben Hamburg und Bremen und den Norden ganz zu löschen. Fand niemand gut. Das soll uns so bald nicht nochmal passieren. Wenigstens nicht im kommenden Jahr.

Dann wurde darüber gesprochen, vier Seiten aus der Meta-Region Norddeutschland zu produzieren – und die Lokalteile Hamburg und Bremen abzuwickeln: Einen entsprechenden Beschluss gab es dazu im August, der wurde von der Genossenschaft für ungut befunden – und gekippt. Blieb die Frage: Wie dann das Defizit auflösen? Ohne zu sparen. Zumindest an der Qualität. Die Lösung, die Chefredaktion und betroffene Teilredaktionen gemeinsam entwickelt haben, kann zurecht zwei Namen tragen. Der eine heißt: Aus drei mach eins. Und der andere: Drei plus Eins.

Aus drei mach eins heißt: Die drei Redaktionen im Norden, die sich in der Vergangenheit gerne mal die besten Themen gegenseitig vor der Nase weggeschnappt haben, fusionieren im März 2006 zu einer taz-nord-Redaktion, die die eine, gute und wahre taz für den Norden herstellen soll. Auf dass fortan alles harmonisch und konfliktfrei ... nein, ein bisschen Konflikt muss schon sein, auch intern. Sonst verliert sich der Biss nach außen. Und ohne den ist die taz keine taz. Sondern höchstens noch eine Tageszeitung.

Die Zentrale dieser Redaktion wird Hamburg sein, aber das föderale Prinzip ist uns wichtig – also „ist klar“, so taz-Chefredakteurin Bascha Mika, „dass in Bremen nicht nur ein, zwei Leute sitzen werden.“ Das muss auch so sein, denn sonst würde „Drei plus Eins“ nicht funktionieren: Drei steht nämlich für drei Seiten Norddeutschland-Geschichten aus Kultur und Politik, Geschichten aus Hamburg, Geschichten aus Bremen, aus Hannover, Kiel und von der ganzen Küste. Und Eins, das bedeutet: Es wird weiterhin eine Seite nur für Bremen und eine nur für Hamburg geben. Wobei Hamburger die aus Bremen nicht bekommen. Und Bremer nur mit der Seite aus der Wesermetropole versorgt werden: Denn andernfalls wären fünf Seiten vonnöten – und das ist leider nicht machbar, weil ein Druckbogen vier Seiten hat.

Sparen wird das auf jeden Fall: Einmal, weil die Zahl der zu druckenden Seiten um wöchentlich sechs sinkt. Und zum Zweiten, weil die im vergangenen Herbst freigewordenen Redaktions-Stellen nicht neu besetzt werden müssen. Weil ja die Zahl der Redakteure im Verhältnis steht zu der Summe der zu produzierenden Seiten. Logisch. Weil man da von strukturellem Sparen sprechen kann, sichern wir so auch Arbeitsplätze. Wenn auch vor allem unsere. Und dass wir besser werden wollen, das haben wir uns noch jedes Jahr vorgenommen. taz