Strittiger Glaspalast

ELBPHILHARMONIE Anstatt professionell zu verhandeln, lanciert die Stadt Indiskretionen. Eine Betrachtung

Behörde und Baufirma liegen in einem Scheinheiligkeits-Wettbewerb

Jetzt ist die Elbphilharmonie-Schlammschlacht also in die nächste Runde gegangen: An die Medien gelangt ist ein „interner“ Brief vom 12. Januar, in dem die Baufirma Hochtief dem Senat Bauverzögerungen und Verteuerungen prophezeite. Genüsslich zitiert die Presse aus dem Schreiben, und seien es noch so unverständliche Details bezüglich irgendwelcher „Tragwerksplanungen“ und „Vorfertigungsmöglichkeiten“ – alles, um zu beweisen: Wir haben das Original! Stolz wird aufgelistet und verglichen, wann welche Institution welche Gesprächstermine platzen ließ, sodass die Eskalation schließlich unvermeidlich wurde.

Dieses Spielen über die Medien-Bande ist nicht mehr ganz neu: Unmittelbar nach einem von der Kulturbehörde anberaumten – angeblich diskreten – Pressegespräch über Hochtiefs Drohungen hatten Journalisten vorige Woche dessen Inhalte veröffentlicht. Die Behörde tat erstaunt.

Nun kann man sich fragen, wessen Scheinheiligkeit größer ist: die der Behörde, die Prognosen der bösen Baufirma preisgab, oder die von Hochtief, dessen Sprecher Bernd Pütter „sehr irritiert“ ist, weil der Brief öffentlich wurde. Nahe liegt allerdings die Vermutung, dass die Stadt das Papier gezielt lancierte, um die Baufirma in ein schlechtes Licht zu rücken.

Zudem erschweren solche – von Politikern angestachelten – Spielchen die Verhandlungen um den Preis des Konzerthauses auch erheblich.

Dankbar ist den Enthüllern wohl jemand wie der SPD-Finanzexperte Peter Tschentscher. Der erkannte gestern „ein millionenschweres Pokerspiel des Baukonzerns“ – aber auch des Senats: Dieser habe doch versucht, „das Schreiben unter den Teppich zu kehren“. PETRA SCHELLEN