: „Mehr Gespräche“
Ein neuer interreligiöser Feiertagskalender
■ 26, ist angehende Lehrerin für Bio und Religion und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Akademie der Weltreligionen.
taz: Frau Kappetijn, warum sollten Hamburger Bescheid wissen über Feiertage wie Hanuman Jayanti, den die Hindus am Donnerstag feiern?
Bianca Kappetijn: Hamburg ist eine multikulturelle und multireligiöse Stadt. Ich bin mir sicher, dass viele Menschen interessiert sind, warum der Arbeitskollege oder Schulfreund heute zu Hause geblieben ist. Mit dem Kalender hat man die Möglichkeit, sich darüber schnell zu informieren.
Gibt es nicht sehr viele religiöse Feiertage im Jahr?
Ja, in dem Kalender sind auch nicht alle aufgelistet. Zusammen mit Experten haben wir die bedeutendsten Feiertage herausgesucht. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wollen, dass der Kalender weiter wächst. Deswegen können Menschen, denen ein Feiertag besonders viel bedeutet, an uns herantreten.
In anderen deutschen Städten gibt es schon länger interreligiöse Feiertagskalender. Kommt Hamburg nicht ein bisschen spät?
Es gab auch schon in Hamburg eine Auflistung der Feiertage, aber diese wurde nicht auf der Internetseite der Stadt Hamburg veröffentlicht, auf der der neue Kalender ab heute stehen wird. Der neue Kalender ist außerdem anders, er ist interaktiv.
Inwiefern ist der Kalender interaktiv?
Die einzelnen Feiertage sind mit Erklärungen von Experten verlinkt, die das Fest und dessen Bedeutung erklären. Wir haben auch Schüler gebeten, die Feiertage zu kommentieren und ihre persönlichen Erlebnisse und Wahrnehmungen zu beschreiben. In Zukunft ist jeder Interessierte eingeladen, selber Kommentare über seine religiösen Erlebnisse zu schreiben. Schließlich macht jeder an religiösen Feiertagen seine eigenen individuellen Erfahrungen. Christen gehen ja auch nicht an jedem christlichen Feiertag nur in die Kirche.
Was versprechen Sie sich von dem Kalender?
Der Kalender soll helfen, persönliche religiöse Erfahrungen mit anderen zu teilen, egal welcher Religion man angehört. Informationen darüber, wie Menschen ihre Religion praktizieren, führen hoffentlich zu mehr Gesprächen zwischen den Religionen. Man kommt sich durch Wissen über den anderen einfach näher und baut ganz sicher Vorurteile und Fremdheitsgefühle ab. INTERVIEW:LIN
Vorstellung des interreligiösen Feiertagskalenders und Podiumsdiskussion mit Schülern und Mitgliedern des Interreligiösen Forums Hamburg: 19 Uhr, Edmund-Siemers Allee 1, Ostflügel, Raum 221