: Teilhabe statt Käseglocke
ÄLTER WERDEN Seit sechzig Jahren bietet die Heimstiftung älteren Menschen einen Platz zum Leben. Hierbei sind neue Konzepte gefragt – Großwohnsiedlungen sollen Ort des Generationendialogs werden
Jeder kennt es: das Bild von abgeschottet lebenden alten Menschen, die in Pflege und Altersheimen ihren Lebensabend verbringen. Wie unter einer Käseglocke bleiben sie, abgesehen von Besuchen der Verwandtschaft, unter sich.
Anlässlich des 60. Geburtstages der Bremer Heimstiftung übte Vorstandsvorsitzender Alexander Künzel am vergangenen Freitag deutliche Kritik an den traditionellen Pflege und Altersheimen. „Wir spielen nicht mit im Pflegeheim-Monopoly privater Investoren“, so Künzel. Da Stiftungen anders ticken dürfen als privatwirtschaftliche Unternehmen, möchte die Bremer Heimstiftung auf dezentral gelegene Heime mit einer Vielzahl an Plätzen zur Gewinnmaximierung verzichten.
Verschiedene Konzepte der Altenpflege versuchen in den letzten Jahren, die Integration zu fördern und an die Stelle der Exklusion zu setzen. Auch im gesellschaftlichen Diskurs ist das Thema inzwischen angekommen. Dies zeigt unter anderem der französische Film „Und wenn wir alle zusammenziehen“ (2012), der das Leben in einer “Alters-Wohngemeinschaft“ zeigt.
Bei der Heimstiftung sollen laut Künzel weiterhin verstärkt kleinteilige Pflege, Standort-Kooperationen und Integrationsangebote verschiedenster Art im Fokus stehen. Konkret sollen 16 neue Standorte geschaffen werden, die Gesamtzahl der Plätze – derzeit sind es rund 3.000 – aber abgebaut werden.
Interessant erscheint hierbei besonders die Zusammenarbeit mit den beiden Wohnungsbaugesellschaften Brebau und Gewoba. Innerhalb von Großwohnsiedlungen in der Vahr und in Bremen-Nord sollen Pflegewohngemeinschaften eingerichtet werden. Eine Entwicklung, die bereits in den vergangenen Jahren in den Stadtteilen Tenever und Kattenturm begann, wird damit fortgesetzt. So solle älteren Menschen „auch für kleinere Budgets“ eine eigene Wohnung ermöglicht werden, sagt Künzel.
Für die Teilhabe unerlässlich seien dabei Kooperationen mit Kindergärten, Schulen und Stadtbibliotheken, die sich auf demselben Gelände befinden. Gemeinschaftsräume sollen, von professionellen und ehrenamtlichen Kräften angeregt und organisiert, einen Ort des Austausches der älteren Menschen untereinander und vor allem mit den BewohnerInnen des Stadtteils bilden. Die Zivilgesellschaft müsse dafür aktiviert werden und sich auf den Dialog zwischen den Generationen einlassen. Nur so, sagt Künzel, könne man die soziale und kulturelle Teilhabe älterer Menschen in Zeiten des demografischen Wandels sichern.
BRUNO STEINMANN