: Spekulationen um einen Revolver
ERMITTLUNGEN Im Fall des vor einem Jahr erschossenen Burak B. gibt es möglicherweise eine konkrete Spur. Die Waffe aus einem anderen Fall entspricht den Beschreibungen der Freunde des getöteten Neuköllners
Die Ermittlungsbehörden halten sich bedeckt. Nur eines bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Montag: Eine Schusswaffe sei aufgetaucht, und es gebe „gewisse Indizien“, dass die Waffe jener Waffe ähnele, mit der Burak B. im April vergangenen Jahres getötet wurde. Ob es sich um die Tatwaffe handele, mit der der 22-jährige Neuköllner erschossen wurde, werde nun untersucht. Steltner rechnet in den nächsten Tagen mit einem Ergebnis.
Burak B. war in der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 an einer Bushaltestelle im Neuköllner Ortsteil Britz erschossen worden. Ein Unbekannter hatte das Feuer auf insgesamt fünf junge Männer eröffnet. Zwei weitere junge Männer aus der Gruppe wurden schwer verwundet. Der Täter flüchtete unerkannt.
Zum Jahrestag des Mordfalls fehlte der Polizei jede Spur. Dass die Ermittlungen so gänzlich im Sande verlaufen waren, nährte allerhand Spekulationen. Bei einem Gedenkmarsch für Burak B. Anfang April äußerten Teilnehmer die Vermutung, Rechtsradikale könnten hinter der Tat stecken. Der bisherige Misserfolg der polizeilichen Ermittlungen war ein Grund für die „Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B.“ gewesen, zur Demonstration aufzurufen. Der Initiative gehören Freunde und Angehörige des Getöteten sowie antirassistische Initiativen und die Opferberatung ReachOut an.
Schüsse in Schöneberg
Die nun aufgetauchte Waffe steht in Verbindung zu einem anderen Fall: Morgen beginnt der Prozess gegen den 28-jährigen Restaurantbesitzer Sebastian P. Dieser soll im Oktober 2012 in der Schöneberger Goltzstraße wahllos auf eine Gruppe junger Leute geschossen haben. Ein Mann erlitt eine schwere Rückenverletzung mit bleibenden Schäden. Nach Medienberichten soll P., der in Untersuchungshaft sitzt, die Ermittler nun zur Tatwaffe geführt haben, einem Revolver, der in einem Waldstück versteckt war.
Für P.s Tat vom Oktober gab es laut Anklage keinen Anlass. Der Angeklagte habe ein Ventil für seine Aggressionen gesucht, als Hintergrund habe er Streit mit seiner Freundin angegeben.
Ob der Revolver aus dem Goltzstraßen-Fall derselbe sein könnte, mit dem Burak B. erschossen wurde, ist noch völlig offen. Allerdings soll die Waffe dem Äußeren nach der ähneln, die die Freunde von Burak B. beschrieben haben. PLUTONIA PLARRE