: Der Schatten General Stroessners
PARAGUAY Vom zwielichtigen Unternehmer zum Präsidenten: Mit Horacio Cartes hat die Colorado-Partei bei den Wahlen am Sonntag die Macht in Paraguay zurückgewonnen. Linke bleiben unter 10 Prozent
RIO DE JANEIRO taz | Bei den ersten Wahlen seit dem „kalten Putsch“ gegen den linken Präsidenten Fernando Lugo im vergangenen Jahr hat die traditionelle Colorado-Partei am Sonntag die Macht zurückgewonnen. Sechs Jahrzehnte hatte sie vor Lugo regiert, einschließlich der Diktatur des Generals Alfredo Stroessner (1954–1989).
Neuer Präsident wird Horacio Cartes, ein zwielichtiger Unternehmer, der am Sonntag mit knapp 46 Prozent der Stimmen die Präsidentschaftswahlen gewann. Sein schärfster Rivale, Efraín Alegre von der regierenden liberalen Partei PLRA, kam auf knapp 37 Prozent der Stimmen. Abgeschlagen an dritter Stelle folgte der Kandidat der Mitte-links-Koalition Avanza País, Mario Ferreiro, mit 5,9 Prozent. Der vom abgesetzten Fernando Lugo unterstützte Kandidat Anínal Carrillo erreichte nicht einmal 4 Prozent.
Cartes ist ein erfolgreicher Unternehmer, besitzt eine Fußballclub und eine Bank und ist einer der reichsten Männer Paraguays. Vor erst vier Jahren ist der 56-Jährige in die Politik eingestiegen. Doch der Ruf des Newcomers ist alles andere als unbescholten. Immer wieder wird sein Name mit Korruption und sogar mit Drogenhandel in Zusammenhang gebracht. Kritisch wurde es, als im Jahr 2000 auf seinem Landgut ein Kleinflugzeug mit brasilianischem Kennzeichen beschlagnahmt wurde, in dem Kokain und Marihuana gefunden wurde. Nicht nur Cartes’ politische Gegner weisen immer wieder auf die fragwürdigen Verbindungen zur Unterwelt hin. Als brasilianische Ermittler und später noch Uruguays Präsident José Mujica von den Narcoverwicklungen der Colorados sprachen, forderten ihn auch Parteifreunde auf, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.
Ebenso ist der Verdacht auf Geldwäsche und Devisenschmuggel bis heute nicht ausgeräumt. Zu Diktaturzeiten stand Cartes, der damals eine Wechselstube leitete, mehrfach wegen undurchsichtiger Geldgeschäfte vor Gericht.
Politisch gilt Cartes als stramm konservativ. Im Gegensatz zu den Regierungen der meisten Nachbarländer setzt er auf einen neoliberalen Kurs und sucht den Schulterschluss zu den USA. Auch moralisch setzt der geschiedene Vater dreier Kinder auf traditionelle Werte. Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehen lehnt er rundum ab. „Wir sollten normal bleiben“, sagte er kürzlich in einem Radiointerview und verglich Homosexuelle mit „Affen, die von Ast zu Ast hangeln“. ANDREAS BEHN