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Archiv-Artikel

Flüchtlinge sollen in früherer Klinik wohnen

ASYL Sozialsenator Mario Czaja verpflichtet mit Vivantes zum ersten Mal ein landeseigenes Unternehmen, in einem leer stehenden Gebäude in Reinickendorf eine Unterkunft für Asylbewerber einzurichten

Erstmals hat Sozialsenator Mario Czaja (CDU) ein landeseigenes Unternehmen verpflichtet, eine Unterkunft für Flüchtlinge herzurichten. In ein freies Gebäude der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Wittenau im Bezirk Reinickendorf werden 200 Flüchtlinge in eine Notunterkunft ziehen. Notunterkünfte kann der Senat an den Bezirken vorbei akquirieren. Eine Beschlagnahme des Gebäudes, die Czaja bereits letzten Winter kooperationsunwilligen Bezirken wie Reinickendorf angedroht hatte, sei das jedoch nicht, so seine Sprecherin Regina Kneiding: „Die Maßnahme erfolgt im Einvernehmen mit Vivantes.“

In Berlin drängen sich 5.612 Asylsuchende auf 5.480 Plätzen in Asylbewerberheimen. Derzeit kommen deutlich mehr Asylsuchende nach Berlin als im Vorjahr, in dem die Zahlen bereits hoch waren. Im Januar und Februar waren es eineinhalbmal so viele wie im Vergleichszeitraum 2011, im März sogar dreimal so viele. Die Zahl wird Prognosen zufolge weiter steigen. „Wir benötigen kurzfristig 1.100 zusätzliche Plätze für neue Flüchtlinge“, so Sprecherin Kneiding. „Dazu kommen 1.000 weitere Plätze, um den Menschen, die derzeit noch in befristeten Notunterkünften schlafen, eine dauerhafte Bleibe zu geben.“

Kritik an der neuen Unterkunft kommt von der SPD. Deren Wittenauer Wahlkreisabgeordneter Thorsten Karge hält das Gebäude, „das eher an eine Kaserne als an ein Wohnhaus erinnert“, als menschenwürdige Unterbringung für ungeeignet. Zudem liege das Haus in der Nähe des Marie-Schlei-Hauses, das gerade gegen massive Bürgerproteste und Widerstände des Bezirks Reinickendorf als Asylbewerberunterkunft hergerichtet wird. „Jetzt ist Reinickendorf in der Pflicht, durch Öffentlichkeitsarbeit dafür zu sorgen, dass rassistische Stimmungen verschwinden“, sagt Karges Kollege Hakan Tas von den Linken. MARINA MAI