Dicht gewebte Klangteppiche

HIP-HOP? Überreich an Einflüssen und Einfällen waren DJ Vadims Platten schon vor zehn Jahren. Morgen stellt der kosmopolitische DJ und Produzent sein aktuelles Album „You Cant Lurn Imaginashun“ mit Live-Band vor

Was Vadim auf Vinyl pressen ließ, war akademischer als DJ Shadow

VON ROBERT MATTHIES

So richtig sesshaft wird er wohl niemals. Geboren in St. Petersburg, aufgewachsen in London, derzeit mit Wohnsitzen in New York und im zerstörten Port-au-Prince auf Haiti und das ganze Jahr über als DJ und Produzent auf den fünf Kontinenten und sieben Weltmeeren unterwegs: Vadim Peare aka DJ Vadim ist Kosmopolit im besten Sinne – zu Hause ist immer da, wo man Neues kennenlernen kann: Neue Menschen vor allem, und neue Musik.

Unermüdlich und rastlos ist der DJ und Produzent seit Mitte der 90er auf der Jagd nach dem Klang des Lebens. Damals gründete er für seine ausschweifenden Klangbasteleien sein eigenes Label, Jazz Fudge, unterschrieb dann aber einen Vertrag beim renommierten Ninja Tune-Label. Da waren seine Alben für ungeübte Ohren noch nahezu unhörbar: Was Vadim auf Vinyl pressen ließ, war akademischer als die Collagen des Turntablism-Vorreiters DJ Shadow und klang dabei weit brutaler als die weitläufigen Klangansammlungen von Japans DJ Krush. Wobei man für den hohen Preis auch einiges geboten bekam: das in Zeitlupe vor sich hinrumpelnde, -rauschenden und -knisternde Debütalbum „U.S.S.R. Repertoire – The Theory of Verticality“ von 1996 entpuppt sich nicht nur als eines der anstrengensten Hip-Hop-Alben aller Zeiten, sondern nach und nach auch als eines der reichhaltigsten seiner Zeit. Und empfiehlt Vadim international als Produzent. Mit Stevie Wonder, den „Roots“, Prince, Public Enemy“, „Kraftwerk“ oder Paul Weller hat er zusammengearbeitet, hat in unzähligen Nebenprojekten Hip-Hop mit Disko, Dub, Reggae, Funk, Soul, Grime oder Blues vermischt, als hätte es nie Grenzen zwischen all den Genres gegeben, hat Radioshows für die BBC moderiert und mit seiner Frau Yarah Bravo in der Hip-Hop-Gruppe „One Self“ zusammengespielt.

Von der Sperrigkeit der frühen Tage ist heute nicht mehr viel übrig. Wohl aber von der Unermüdlichkeit, mit der Vadim Klänge aus aller Welt zusammenführt. „The Soundcatcher“ hieß folgerichtig das letzte reguläre DJ Vadim-Album, auf dem der umtriebige Klangteppichweber neben allerlei Fäden aus allen Richtungen vor allem eines eingefangen hat: internationale Ausnahmestimmen, die die dichte Webkunst krönen.

Nun hat Vadim sein fünftes Solo-Album „U Cant Lurn Imaginashun“ vorgelegt. Da wird ein anderer Punkt stark gemacht: All die Erfahrung, all die Reisen, die riesige Plattensammlung. Alles wichtig, alles notwendig. Aber das Wesentliche kann man eben nicht lernen: Einfallsreichtum. Dass es ihm daran nie mangeln wird, wird Vadim morgen Abend beweisen. Dabei kommt diesmal nicht alles von Vadim. Der ist nämlich das erste Mal mit eigener Band unterwegs.

■ Fr, 29. 1., 20 Uhr, Grünspan, Große Freiheit 58