„Ein Gegenimpuls“

DISKUSSION Die Blaue Karawane will die Überseestadt aufmischen – wozu noch ein Milliönchen fehlt

■ 66, ist Facharzt für Nervenheilkunde und Mitbegründer der „Blauen Karawane“.

taz: Herr Pramann, heute Abend spricht der Wirtschaftssenator auf einer Veranstaltung der Blauen Karawane. Was erwarten Sie von ihm?

Klaus Pramann: Da gab es leider eine Programmänderung – der Wirtschaftssenator ist verhindert. Aber stattdessen kommt Herr Schulte-Sasse, der Gesundheitssenator.

Sie sind gerade dabei, in der Überseestadt das „Blaue Haus“ als Wohn- und Kreativprojekt auf die Beine zu stellen. Welcher Senator ist vor diesem Hintergrund für Sie wichtiger?

Ich bin dem Gesundheitssenator dankbar, dass er kommt. Zu einem späteren Zeitpunkt erhoffe ich mir natürlich schon noch einen Kontakt zum Wirtschaftssenator, weil der als Hilfe bei unseren finanziellen Problemen wichtig ist. Denn derzeit fehlt uns noch etwa eine Million Euro für die „Blaue Manege“ – das ist der Teil des Projekts, der neben dem gemeinsamen Wohnen ein bunteres Leben und Arbeiten innerhalb der Nachbarschaft verwirklichen soll.

Ist das Wohnen denn in trockenen Tüchern?

Wir befinden uns in Verhandlungen mit der Gewoba, mit der wir das gemeinsam realisieren wollen. Das ist noch nicht vertragsreif, aber weit fortgeschritten. Das Konzept sieht vor, dass wir den Bau zum Teil durch unsere eigenen Mieteinnahmen refinanzieren. Der Rest muss unter anderem über Wohnraumförderung und die Ausgleichsabgabe finanziert werden.

Der Wirtschaftssenator hätte zum Thema „Wie kann der erwirtschaftete Wohlstand dem sozialen Ausgleich statt der sozialen Spaltung dienen?“ referiert. Ist das ein selbst gewähltes Thema?

Das habe ich vorgeschlagen, aber es wurde so angenommen. Es hätte sehr gut zu Klaus Dörners Vortrag über eine Gesellschaft ohne Heime gepasst. So wie sich Arm und Reich in verschiedene Stadtteile separieren, gibt es nach wie vor eine Ausgrenzung von Menschen in Heime. Trotz der Psychiatriereform hat die Zahl der stationären Betten stetig zugenommen. Das „Blaue Haus“ soll da ein Gegenimpuls sein – gerade in einem Gebiet wie der Überseestadt. Entsprechend äußert sich der Gesundheitssenator über den „Weg vom marktbestimmten zum inklusiven Hilfesystem“. INTERVIEW: HENNING BLEYL

„Hafenquartier im Wandel, heimfrei ins Dienstleistungsjahrhundert“: 19 Uhr, Kulturkirche St. Stephani