: „Das war eine Fehleinschätzung“
Botanika-Geschäftsführer Bernd Linke räumt Startprobleme ein, spricht aber von einem Besucherplus von 70 Prozent im Juli. In diesem Jahr sollen Reptilien und Fische locken
taz: Bei Ihrem Antritt vor einem Jahr hatten Sie sich bei der Botanika ein Besucherplus von 15 Prozent ausgerechnet, jetzt sind es nur drei. Sind sie gescheitert?
Bernd Linke: Nein. Als ich die Aufgabe übernommen habe, ging ich von einem gewissen Grundbesatz an Besuchern aus – das war eine Fehleinschätzung. Wir haben im ersten Vierteljahr 2005 wesentlich weniger Besucher gehabt, als wir anhand der Vorjahreszahlen annehmen durften. Nachdem unsere Marketingmaßnahmen gegriffen haben, haben wir seit April fast jeden Monat die Vorjahreszahlen deutlich übertroffen. Im Mai hatten wir ein Plus von 35 Prozent, im Juli von 70 Prozent.
taz: Dennoch bleibt ein Minus von 500 000 Euro. Sind Pflanzenschauen schwierig zu vermitteln?
Linke: Das ist absolut richtig. Vor allem außerhalb der Blütezeit. Deshalb haben wir auch mit den Sonderschauen über Reptilien und Schmetterlingen ein zusätzliches Angebot gemacht. Das werden wir in diesem Jahr wiederholen und im Laufe des Jahres auch noch mit Fischen kommen.
taz: Was wurde aus der Botanika als Foto-Location, was aus Green-After-Work, dem Versuch, Menschen nach der Arbeit anzulocken?
Linke: Als Location wird sie regelmäßig genutzt. Was die Besucherzahlen anbetrifft, bringt das natürlich nichts. Aber es sind sehr sympathische Dinge. Green-After-Work haben wir vor allem im Frühsommer gemacht, aber so etwas muss sich erstmal entwickeln.
taz: Wie wollen Sie, nachdem Sie ihren Vertrag nun um ein Jahr verlängert haben, das Defizit bekämpfen?
Linke: Ich denke, wir können hier und da in der Organisation das eine oder andere noch etwas schlanker machen. Und wir hoffen auch in diesem Jahr auf steigende Besucherzahlen. Aber, und das habe ich immer gesagt, kein Museum und keine Kultureinrichtung wird mittelfristig ohne Zuschuss auskommen.
taz: Warum sollten die Menschen zur Botanika kommen?
Linke: Weil ich glaube, dass gerade in unserer hoch technisierten Gesellschaft vielen Menschen der Bezug zur Natur, zur Pflanze fehlt. Interview: AMG