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Archiv-Artikel

Zittern bis ganz zum Schluss

ZWEITE LIGA FC St. Pauli verpasst durch 2:3-Niederlage gegen Hertha BSC den vorzeitigen Klassenerhalt

Null statt drei Punkte bedeuten akute Abstiegsgefahr statt Klassenerhalt

Für Daniel Ginzcek war es „ein Stich ins Herz“. Knapp sechs Minute vor Ende der regulären Spielzeit hatte der Stürmer den FC St. Pauli vom Elfmeterpunkt 2:1 gegen den Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC Berlin in Führung gebracht und das engagierte Anrennen der Hamburger in der zweiten Halbzeit belohnt. Das Millerntor bebte und der vorzeitige Klassenerhalt schien zum Greifen nah. Zu diesem Zeitpunkt hätte der Abstiegskonkurrent Dynamo Dresden seine drei letzten Ligapartien alle gewinnen müssen, um noch an St. Pauli vorbeizuziehen – eine Niederlagenserie der Hamburger vorausgesetzt.

Doch nur fünf Minuten später sah die Fußballwelt ganz anders aus: Ein Sonntagsschuss von Ronny (88. Minute) aus 20 Metern in den Winkel und ein Last-Minute-Tor von Sandro Wagner (90.) drehten die Partie zum 3:2 Auswärtssieg für den Berliner Aufsteiger. Wagner war zehn Minuten zuvor eingewechselt und von der Hamburger Abwehr gänzlich allein gelassen worden.

Null statt sicher geglaubter drei Punkte bedeuten akute Abstiegsgefahr statt fast erreichtem Klassenerhalt. Aufgrund seines schweren Restprogramms muss der Hamburger Zweitligist damit rechnen, bis zum letzten Spieltag um den Verbleib in Liga zwei zu zittern.

Das Spiel, bei dem mehr als 29.000 Zuschauer mitfieberten, hatte drei ganz unterschiedliche Phasen. Während der ersten 40 Minuten zeigten sich die Hamburger schläfrig und unkonzentriert. Kaum ein Pass erreichte sein Ziel. Die Hamburger war ihrem Gegner in allen Belangen unterlegen. Nach einem kapitalen Fehler von Christopher Avevor gerieten sie durch ein Tor von Sami Allagui (23.) verdient in den Rückstand.

Nach der Einwechslung von Marius Ebbers (38.) wachten die Hamburger jedoch auf und gestalteten die Partie zeitweise sogar überlegen. Durch Lennart Thy (66.) kamen sie erst zum verdienten Ausgleich, bevor Ebbers im Strafraum von Hertha-Torwart Kraft per Bodycheck elfmeterreif zu Boden gerammt wurde und Ginczek zur umjubelten Führung einschoss.

In den letzten zehn Minuten änderte dann das Spiel erneut die Richtung und machte die Hamburger kurz vor Schluss zu Abstiegskandidaten.  MARCO CARINI