: Protest mit Anlauf
Globalisierungskritiker bereiten Proteste gegen den G-8-Gipfel vor. Der wird 2007 in Heiligendamm stattfinden
Die Regierungschefs der acht größten Industrienationen haben sich erst für kommendes Jahr in Deutschland verabredet. Die globalisierungskritischen Gegner des für Mai 2007 in Heiligendamm geplanten G-8-Treffens aber haben sich bereits am Wochenende getroffen. Mehr 250 meist junge Menschen aus der gesamten Republik drängelten sich in den Veranstaltungsräumen des Alternativzentrums Mehringhof in Kreuzberg.
Schon vor Monaten haben GlobalisierungskritikerInnen den Gipfel in dem Ostseebad bei Rostock zum Mobilisierungsziel erkoren. Mit steigenden Interesse, wie sich in Berlin zeigte. Die TeilnehmerInnen verstanden sich überwiegend als undogmatische Linke, die sich an den Grundlagen des internationalen globalisierungskritischen Netzwerkes People Globale Action (PGA) orientieren. Eine Ablehnung von Hierarchien und Lobbyarbeit sowie ein positiver Bezug auf zivilen Ungehorsams und eine konfrontative Haltung gegenüber den Staat gehören zu den Essentials.
Die TeilnehmerInnen folgten den teilweise recht zähen Debatten in den großen Plena über das Prozedere einer gemeinsamen Konsensfindung. Einfacher war es bei Arbeitsgruppen zu den Themen Repression und Traumata in der Folge polizeilicher Maßnahmen. Richtig lebhaft aber wurden die Diskussionen bei den Treffen, die schon konkrete Aktionen für die kommenden Monate vorbereiteten. Für Anfang August 2006 ist ein erstes Anti-G-8-Camp in der Nähe von Heiligendamm geplant.
Im kommenden Jahr dürften die Demonstranten kaum noch so nah an den Tagungsort kommen. Zwar wirbt die offizielle Homepage des Seebades mit der doppeldeutigen Überschrift „Münster, Molli, Moor und Meer“ für einen Besuch. Während des G-8-Gipfels aber wird der Ort weitgehend gesperrt sein.
Die Aktivitäten der Globalisierungskritiker werden derweil mit Interesse auch von der Gegenseite beobachtet. So erklärte der Hamburger Verfassungsschutz nach einem ersten bundesweiten Treffen der G-8-GegnerInnen im Herbst 2005 Berlin zu einem der Zentren der „linksextremistischen Globalisierungsgegner“. PETER NOWAK