VfB stoppt Dortmunds Serie – 4:1

STUTTGARTER BEGEBENHEITEN Unter Christian Gross hat der VfB seine alte Zuversicht wiedergewonnen. Thomas Hitzelsperger tritt unterdessen die Flucht an und will bei Lazio für seine WM-Teilnahme werben

STUTTGART taz | Eine Serie musste reißen beim Spiel zwischen Stuttgart und Dortmund. Es riss die der Westfalen, beim 4:1-Erfolg des VfB. Und es gab noch einen Sieger, aber der war gar nicht da. Thomas Hitzlsperger flüchtete nach Rom, wo der Nationalspieler kurz vor Ende der Transferperiode andockte. Der Bayer sah in Stuttgart keine Chance mehr, und das zu Recht. Nachdem „Hitze“ im Meisterjahr noch einer der besten Sechser der Liga war, haben sie ihn zuletzt sauber demontiert und jetzt für angeblich 3 Millionen Euro verkauft. Markus Babbel sägte den 27-Jährigen als Kapitän ab, dessen Nachfolger, Christian Gross, gab sich wenig Mühe, Hitzlsperger den Rücken zu stärken.

Jetzt versucht sich der Blondschopf in Rom für das WM-Team zu empfehlen. Zumindest gestern eine gute Wahl: Sauwetter in der Stadion-Baustelle, kein schöner Rahmen für die Partie zwischen den zuletzt so erfolgreichen Teams: Dortmund kam mit sechs Siegen im Gepäck und Trainer Klopp, der in seiner Jugend als glühender Fan in VfB-Bettwäsche geschlafen haben soll. Auf der anderen Seite haben die Stuttgarter unter ihrem Schweizer Neutrainer Gross auch noch nicht verloren. Und sie hätten gegen die neue deutsche Boygroup aus dem Revier auch in Führung gehen können – eigentlich müssen –, und das schon nach ein paar Sekunden. Ciprian Marica beendete den ersten Angriff des VfB freistehend mit einem Schuss neben das Tor und zeigte, warum er als Stürmer in 67 Bundesligapartien erst acht Tore geschossen hat. Dortmund kam gegen die aggressiven Stuttgarter zunächst überhaupt nicht ins Spiel, profitierte höchstens von Keeper Jens Lehmann. Seine Abschläge aus dem Strafraum landeten entweder im Aus oder bei Dortmund. Nach 14 Minuten war aber auch Lehmann wieder gewohnt ruhig – seine Mannschaft führte. Cristian Molinaro überlief Owomoyela, passte scharf nach innen, wo Pavel Pogrebnyak aus dem Gewühl heraus unter Mithilfe von Santana den Ball ins Tor stocherte. Verdient. Die hochgelobten Dortmunder ließen sich von den flinken Schwaben die Bälle abnehmen. Chancen hatten sie trotzdem. Owomoleya köpfte einen Freistoß von Nuri Sahin knapp neben das Tor, Valdez setzte in der 24. Minute einen Aufsetzer knapp neben den Pfosten. Kurz nach der Pause vergab Stuttgart die Chance, den Dortmundern noch ein bisschen Blei in die Schuhe zu gießen. Marica wurde von Owomoleya gefoult, schoss den Elfer selbst – an die Unterkante der Latte. Dortmund dagegen eher neblig wie seine Fans, die mit bengalischen Lichtern kurzzeitig die Sicht wegdampften. Und plötzlich waren sie da, die Dortmunder. Der VfB monierte ein Foul an Pogrebnyak. Dortmund spielte blitzschnell weiter, und Lucas Barrios schob sauber ein. Nicht verdient, aber durchaus real.

Doch der eingewechselte Kuzmanovic nagelte in der 77. Minute einen Freistoß aus 17 Metern in die Torwartecke. Das 3:1 in der 86. Minute durch Marica hätte es gar nicht mehr gebraucht, und das 4:1 durch Träsch (89.) hatten die Dortmunder dann doch nicht verdient. JÜRGEN LÖHLE