die anderen über israel nach der ära scharon :
Die linksliberale Standard aus Wien meint: Scharons plötzlicher Abtritt von der politischen Bühne kommt für Washington zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Alle „Baustellen“, die durch Generationenwechsel und US-Reformpolitik im Nahen Osten entstanden, sind offen, nirgendwo ist noch eine dauerhafte Wende zu mehr Demokratie abzusehen. Einen „Mann des Friedens“ nannte Bush mit seinem Hang zur Provokation einmal seinen israelischen Partner Scharon zu einem Zeitpunkt, als das israelische Militär besonders massiv gegen mutmaßliche Extremisten in den palästinensischen Städten vorging. So viel Toleranz wird Scharons Nachfolger nicht erwarten können.
Die konservative Presse in Wien schreibt dagegen: Wer immer Scharon als Premier nachfolgt, steht vor einer Konstellation, die für Israel so herausfordernd ist wie schon lange nicht. Der Nahe Osten befindet sich mitten im Umbruch: Libanon befreit sich aus Syriens Umklammerung, wird aber durch Anschläge destabilisiert. In Syrien selbst wankt das Assad-Regime, Moslembrüder warten auf ihre Chance. Akuter noch schwebt die Gefahr eines Bürgerkriegs über Irak. Und Irans Regime, das Israel offen mit Vernichtung droht, greift nach der Atombombe. Israel wird auch ohne Scharon Härte ausstrahlen müssen, um sich Respekt zu verschaffen.