Ausstellung über den Eichmann-Prozess

GESCHICHTE Im künftigen Haus der Topographie des Terrors soll eine Ausstellung das Verfahren gegen Adolf Eichmann mittels Video- und Tonaufnahmen nachzeichnen. 387 Stunden Material sind noch zu sichten

Der Eichmann-Prozess, eines der spektakulärsten Verfahren der Nachkriegsgeschichte, soll nach 50 Jahren erstmals in einer Ausstellung dokumentiert werden. Die Stiftung Topographie des Terrors, die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und das Haus der Wannsee-Konferenz planen die Schau für 2011 in Berlin, wie Projektleiter Ulrich Baumann mitteilte. Sie soll im künftigen Gebäude der Dauerausstellung Topographie des Terrors gezeigt werden. Die Eröffnung des Hauses ist für den 65. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 2010 geplant.

SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann war an zentraler Stelle für die Ermordung von sechs Millionen Menschen während der Nazizeit verantwortlich. Nach seiner Entdeckung in Argentinien wurde er 1961 in Jerusalem vor Gericht gestellt und im Jahr darauf hingerichtet. „Der Eichmann-Prozess hat unseren Umgang mit der NS-Zeit entscheidend geprägt“, sagt Baumann, der stellvertretende Direktor der Stiftung für das Holocaust-Denkmal.

Die Ausstellung will den Eichmann-Prozess vor allem in Filmausschnitten, Tondokumenten und Bildern nachzeichnen. Dafür muss zunächst das Videomaterial in Jerusalem gesichtet werden, das die 387 Stunden des Prozesses akribisch festhielt. „Zum ersten Mal kamen damals die Opfer zu Wort, denen zuvor niemand zuhören wollte“, sagt Baumann. Die Perspektive der Betroffenen wird deshalb ein wichtiger Schwerpunkt der Ausstellung. (dpa)