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SOZIALES Der Senat gibt der Lesbenberatung 15.000 Euro weniger – die Folge sind kürzere Öffnungszeiten

Letzte Woche erhielt Claudia Apfelbacher, Geschäftsführerin des Vereins Lesbenberatung, den Bescheid der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales: 15.000 Euro weniger sollen ab Mitte des laufenden Geschäftsjahres in die Kassen der Beratungsstelle fließen. Mit den dabei eingesparten Mitteln plant der Senat den Ausbau einer psychologischen Beratungsstellen für wohnungslose Frauen.

„Absurd“ nennt Apfelbacher die Entscheidung des Senats – fügt aber hinzu, dass sie die geplante Beratungsstelle grundsätzlich begrüße. Anstatt jedoch das neue Senatsprojekt mit Geldern des Integrierten Gesundheitsprogramms (IGP) zu finanzieren, aus dem auch die Lesbenberatung ihren Etat bekommt, fordert sie, die neue Beratungsstelle aus Mitteln der Wohnungshilfe aufzubauen: „Es macht keinen Sinn, wenn aus einem präventiven Projekt wie unserem Gelder abgezogen werden, die anschließend in eine Stelle fließen, die zum Teil die gleiche Zielgruppe bedient“, sagt Apfelbacher. „Hier findet eine Umverteilung statt, keine Neufinanzierung.“ Sonst müsse in Zukunft womöglich eine lesbische wohnungslose Frau auf Betreuung in der Lesbenberatung verzichten.

Wegen der Kürzungen sieht die Geschäftsführerin massive Einschränkungen auf ihren Verein zukommen: „Weniger Beratung, kürzere Öffnungszeiten, Einsparungen bei der Jugendarbeit.“ Nach mehr als 30 Jahren guter Zusammenarbeit mit dem Senat sei diese Entwicklung ein Vertrauensverlust in die Berliner Gesundheitspolitik.

Mario Czaja (CDU), Senator für Gesundheit und Soziales, versucht zu beschwichtigen: „In einem gedeckelten System bleibt nur die Möglichkeit der Querfinanzierung beziehungsweise der Kürzung an anderen Stellen. Da die Lesbenberatung zu den Projekten gehört, die höher gefördert werden als andere Projekte aus dem ISG, fiel die Entscheidung der Kürzung auf dieses Projekt“.

Klaus Lederer, Landesvorsitzender der Linken, hält das Vorgehen der Senatsverwaltung für „skandalös“: Die notwendige Hilfe für lesbische und bisexuelle Frauen und Transsexuelle sowie Mädchen und Frauen in Krisensituationen werde gefährdet.

Besonders schmerze, so Claudia Apfelbacher, dass von der Streichung Hunderte Frauen und Transexuelle betroffen sind, die wegen des spezifischen Angebots der Beratung kaum auf andere Stellen ausweichen könnten. Sie kündigte an, der Verein wolle rechtlich gegen die Kürzungen vorzugehen. GESA STEEGER