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Archiv-Artikel

Kontrollen beim Anflug sind Standard

In der Türkei hat die Vogelgrippe erste Todesfälle verursacht. In Tegel werden die Kontrollen dennoch nicht weiter verschärft. Gepäck von Reisenden aus der Türkei wird schon seit Oktober genau unter die Lupe genommen. Zoll warnt vor unnötiger Panik

VON CIGDEM AKYOL

Nachdem sich die Vogelgrippe in der Türkei immer stärker ausbreitet, werden seit Montag auch in Deutschland Reisende aus der Türkei schärfer kontrolliert. In Berlin wurden die Maßnahmen allerdings nicht verstärkt. Hier werden Reisende seit dem ersten Auftauchen der Vogelgrippe im Oktober des Vorjahres strenger kontrolliert. Etwa 600 Passagiere aus der Türkei landen täglich in Tegel.

Experten fürchten, das H5N1-Virus könnte wegen des starken Reiseverkehrs zwischen Berlin und der Türkei eingeschleppt werden. Deswegen kontrollieren 170 Zollbeamte im Flughafen Tegel das Gepäck der Reisenden. Sie suchen nach Lebensmitteln, deren Einfuhr verboten ist. Passagiere aus Nicht-EU-Ländern dürfen weder Vögel noch Geflügelfleisch, Eier und andere Geflügelprodukte sowie Federn nach Deutschland mitbringen. Wer gegen diese Schutzbestimmungen verstößt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 25.000 Euro rechnen. Gefundene Produkte werden eingezogen und vernichtet.

„Auch wenn die Kontrolleure sich derzeit auf die Abfertigung der Maschinen aus der Türkei konzentrieren, eine absolute Kontrolle kann es nicht geben“, betont Detlef Szesny vom Hauptzollamt Potsdam, das für die Gepäckkontrollen verantwortlich ist.

Das Personal am Flughafen Tegel wurde nicht verstärkt. Dennoch versuchen die Beamten, Gepäck aus der Türkei gründlich zu kontrollieren. „Bislang hat es noch kein Virus über die deutsche Grenze geschafft“, betont Szesny und warnt vor unnötiger Panik. Bei den Flughafenkontrollen in Berlin sind bisher noch keine größeren Mengen Geflügel gefunden worden. „Höchstens mal ein Brotbelag“, so Szesny, „und der wird sofort einkassiert.“

Reisende mit Verständnis

Die Passagiere reagieren gelassen auf die Kontrollen. „Die Leute sind seit dem Ausbruch der Vogelgrippe sensibilisiert worden und haben Verständnis für unsere Arbeit“, so Szesny.

Auch nach Ansicht der Senatsgesundheitsverwaltung reichen die derzeitigen Maßnahmen gegen eine Einschleppung der Vogelgrippe aus. Wenn die Situation es erfordere, werde es am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Charlottenburg wieder Stichprobenkontrollen geben, kündigte eine Sprecherin an. Vom ZOB aus werden Reisende von unterschiedlichen Reisegesellschaften befördert. Eine direkte Busverbindung von oder aus der Türkei gibt es aber nicht.

Buspassagiere aus oder in die Türkei müssen in Süddeutschland umsteigen. Das erschwert eine Kontrolle in Berlin, weil nicht nachvollziehbar ist, wer aus der Türkei kommt. Es lässt sich nur vermuten, ob sich Reisende aus der Türkei in dem entsprechenden Bus befinden.

Die Gesundheitsverwaltung will vor einer weiteren Ausweitung der Zollkontrollen eine bundesweite Vereinbarung abwarten. Heute wollen die Landesgesundheitsminister gemeinsam mit Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) das weitere Vorgehen abstimmen.

Auch die Veranstalter der Grünen Woche werden die bundesweite Entscheidung abwarten. Lediglich zwei Aussteller aus der Türkei haben sich für die Ernährungs- und Landwirtschaftsmesse angemeldet. Beide haben kein Fleisch dabei.

Bei Necoti Kaya, der im Wedding Reisen in die Türkei anbietet, rufen nur wenige besorgte Kunden an. Bislang habe das Auftauchen der Vogelgrippe in einem Urlaubsort an der ägäischen Küste keine Auswirkungen auf das Türkei-Geschäft. Noch hat keiner seiner Kunden den gebuchten Urlaub in der Türkei storniert.