DAUMENKINO
: „Star Trek Into Darkness“

Niemand ist so böse wie Khan. Hatte er dem Enterprise-Kapitän Kirk nicht schon im 23. Jahrhundert (beziehungsweise 1967, im Ausstrahlungsjahr der Folge „Der schlafende Tiger“) zu schaffen gemacht? Und 1982 im Kinofilm „Star Trek II – Der Zorn des Khan“ nochmals eindringlich gezeigt, welch fieser Möp er ist? Trekkies vergessen so etwas nicht. Die Drehbuchautoren der neuesten „Star Trek“-Kinoadaption „Into Darkness“ wissen das und haben die Figur Khan reanimiert, sofern man das über ein Prequel sagen kann, das chronologisch in einer alternativen Vergangenheit spielt. Unter der Regie von J. J. Abrams, der bereits die letzte Kinoadaption inszenierte und dem über die Jahrzehnte mit Warp-Geschwindigkeit in Richtung TV-Nostalgie und Nerdtum ratternden Originalraumschiff den bitter nötigen dramaturgischen Neuanstrich verpasste, darf Khan zeigen, was er draufhat. Der britische Sherlock-Darsteller Benedict Cumberbatch gibt den genmanipulierten Lumpenhund mit so viel Verve, überzeugender Physis und teuflischem Charisma, dass man vor Faszination vergisst, das Popcorn zu essen. An Khan reibt sich die Crew auf, und tüchtig auf ihn einboxen darf sie außerdem.

Neben der psychologisch und effektmäßig herrlichen Held-Antiheld-Holzerei ist im neuen „Star Trek“-Film nicht mehr ganz so viel los: Nach einer furiosen Anfangssequenz, in der Draufgänger Kirk die erste Direktive der Sternenflotte missachtet und seinen Offizier Spock vor den Augen eines außerirdischen Prä-Technik-Volkes rettet, geht es vor allem um Männerfreundschaften. Denn Kirk wird wegen seines Fehlers bestraft, und Spock, dem als Halbvulkanier stets das Hirn näher ist als das Herz, ist ihm kein bisschen dankbar. Selbstredend wird Spock später im Finale dahingehend auf die Probe gestellt. Und selbstredend pocht schließlich auch das kalte Vulkanierherz schneller, als es müsste.

Die Frauenfiguren Uhura und Carol Marcus sind dagegen in erster Linie filmhübsch und kommen in der Handlung je genau einmal zum Zuge. Das ist schade, entspricht aber dem anvisierten Zuschauerpool: Man will vor allem den männlichen Actionliebhaber rumkriegen und den Nerd, der in Gummimaske auf Conventions steht. Hat der wirklich so viel Angst vor ein bisschen träumerischer SciFi-Philosophie und Frauenrollen mit Bedeutung? JENNI ZYLKA

■ „Star Trek Into Darkness“. Regie: J. J. Abrams. Mit Benedict Cumberbatch, Chris Pine u. a. USA 2013, 129 Min.