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Archiv-Artikel

„Uns stört der Druck“

MEDIZIN Die unabhängige Patientenberatung berät zu privaten Zusatz-Leistungen in Arztpraxen

Von EIB
Sabine Düver, 49

■ Patientenberaterin bei der Unabhängigen Patientenberatung Bremen.

taz: Frau Düver, was ist das Problem mit den privaten individuellen Gesundheitsleistungen, kurz Igel?

Sabine Düver: Sie werden angeboten, obwohl der medizinische Nutzen nicht bewiesen ist.

Haben Sie ein Beispiel?

Der PSA-Test zur Früherkennung von Prostata-Krebs: Der verunsichert nur.

Oder die „professionelle Zahnreinigung“?

Die kann sinnvoll sein, wenn die Zähne so stehen, dass man sie selbst nicht sauber bekommt. Aber: Es gibt keine Studien, die belegen, dass sie Voraussetzung zur Erhaltung der Zahngesundheit sind.

Ärzte argumentieren, dass eine Leistung eigentlich von der Kasse bezahlt werden müsste, aber leider, leider würden die Kassen an allem sparen.

Die Ärzte sitzen mit im Gemeinsamen Bundesausschuss, in dem über die Kassenleistungen entschieden wird. Wenn sie so überzeugt von etwas sind, dann sollen sie sich dort dafür einsetzen.

Gibt es Fachärzte, die einem besonders viel aufschwatzen?

Gynäkologen, Hautärzte, Orthopäden und Augenärzte.

Was gibt’s beim Gynäkologen?

Zusätzliche Krebsfrüherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen und in der Schwangerschaft zusätzliche Ultraschalluntersuchungen. Zum Beispiel 3-D- und 4-D-Bilder, die nicht für eine Diagnostik geeignet sind, sondern nur Neugier befriedigen können.

Eine Ärztin, die einem das nicht andreht, ist eine gute Ärztin?

Das kann man so sagen. Es ist in Ordnung, wenn etwas auf Verlangen der Patientin geschieht, aber in mancher Arztpraxis stehen Sie vor einem Verkaufsthresen, wo Sie ankreuzen sollen, was Sie alles zusätzlich möchten. Was uns stört, ist der Druck, der auf Patienten ausgeübt wird.

Was raten Sie Patienten?

Immer nachzufragen, was der Nutzen ist, warum das jetzt ausgerechnet für sie sinnvoll sein sollte. INTERVIEW: EIB

Igel-Info: 16.30 Uhr, Gesundheits-Treff, Kirchhuchtinger Landstr. 143