: Deutsche Regionen gegen Gentechnik
Schon mehr als 23.000 Bauern haben sich in den letzten zwei Jahren für Anbau ohne Gentechnik entschieden
Das Projekt „Gentechnikfreie Regionen in Deutschland“ berät Initiativen und bestärkt bestehende gentechnikfreie Regionen mit Hintergrundinformationen, Veranstaltungen und Beratung rund um aktuelle Fragen zur Gentechnik. Das Projekt richtet sich an bestehende, fast schon gegründete oder erst noch im Kopf hin und her bewegte gentechnikfreie Regionen. Gerne unterstützen wir auch einzelne Aktivitäten vor Ort oder Privatpersonen, die Hilfe und Informationen brauchen.
Was tun, wenn die Selbstverpflichtungserklärung ausläuft? Wo können Futtermittel ohne Genpflanzen bezogen werden? Wie gründet man eine gentechnikfreie Region? Wie können Großschutzgebiete diese Bewegung unterstützen? Auf unserer Homepage www.gentechnikfreie-regionen.de finden sich Antworten auf diese Fragen sowie aktuelle Informationen.
Seit sich im November 2003 die erste gentechnikfreie Region in Mecklenburg-Vorpommern gegründet hat, ist viel passiert – nicht zuletzt wegen des Engagements vieler Bäuerinnen und Bauern. Rund 22.100 Landwirte haben sich auf 728.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche freiwillig verpflichtet, keine Gentechnik einzusetzen – und sich zu gentechnikfreien Regionen zusammengeschlossen. Anfang Dezember 2005 gab es insgesamt 84 gentechnikfreie Regionen. Hinzu kommen noch über 1.000 Landwirte, die für ihren Hof erklären: „Wir arbeiten ohne Gentechnik“. Zusammen mit gentechnikfrei erklärten Landkreisen, Nationalparken und Forsten ergibt sich so eine Fläche von 1,5 Millionen Hektar garantiert gentechnikfreier Bewirtschaftung.
Angesichts der aktuellen politischen Diskussion um ein neues Gentechnikgesetz zu Gunsten der Industrie, der Ankündigung der Unternehmen dieses Jahr den großflächigen Anbau gentechnischer Sorten zu forcieren und den ersten Sortenzulassungen des insektenresistenten Bt- Mais MON 810 in Deutschland ist die freiwillige Gründung gentechnikfreier Regionen derzeit die effizienteste Möglichkeit, auch mittel- und langfristig eine gentechnikfreie Land- und Lebensmittelproduktion zu gewährleisten. Der große Wettbewerbsvorteil der EU-Landwirte, den gentechnikfreien Markt bedienen zu können, bleibt erhalten und kann sogar ausgebaut werden. In der EU lehnen bereits mehr als zwei Drittel der Verbraucher Gentechnik in der Lebensmittelerzeugung ab, aber auch in den USA wächst inzwischen die Nachfrage nach GVO-freien Produkten. Die Absatzchancen erhöhen sich, da Hersteller immer genauer auf die Herkunftsgebiete ihrer Ware achten. Trendsetter im Bereich der Lebensmittel sind die Andechser Molkerei und die Upländer Bauernmolkerei, die mit ihrer Milch „ohne Gentechnik“ deutliche Zeichen in Richtung Qualitätsproduktion der Zukunft gesetzt haben.
Gefördert wird das Projekt „Gentechnikfreie Regionen in Deutschland“ vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). Projektträger sind der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), das Institut für Arbeit und Wirtschaft (IAW) und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). ANNEMARIE VOLLING
Die Autorin arbeitet im Projekt „Gentechnikfreie Regionen in Deutschland“.