CRASHKURS ZU SILVIO

Silvio Berlusconi wird erneut verurteilt, doch das stört den Cavaliere nicht

Gerade erst wurde der Mann zu vier Jahren Haft verurteilt, wegen Steuerhinterziehung, doch Zerknirschung à la Uli Hoeneß ist ihm völlig fremd. Berlusconi weiß, wie man unabwendbare Niederlagen in triumphale Siege verwandelt, egal ob als TV-Unternehmer, als Politiker, als Angeklagter oder als Skandalnudel.

Das Rezept dabei: die Synergien zwischen seinen verschiedenen Rollen nutzen. In die Politik ging er 1994 überhaupt nur, weil sein TV-Imperium vor der Pleite, er selbst mit einem Fuß im Gefängnis und die Linke vor dem Wahlsieg stand. Stattdessen gewann Berlusconi und nutzte die Politik, um sich zu sanieren und das juristische Ungemach mit allerlei Gesetzen zum eigenen Vorteil abzuwenden. So kam er zwar auf mittlerweile 17 Prozesse – aber auf keine Verurteilung. Es scheint fast, als habe er Spaß gefunden an seiner „Verfolgung“.

Damit sind wir beim zweiten Erfolgsrezept: Lügen muss man konsequent wiederholen. Wie die Mär vom „Krieg der Justiz gegen Berlusconi“. Berlusconi hat es erfolgreich geschafft, seine Prozesse auf den Rang einer Schulhofschlägerei herunterzubringen – einer Schlägerei, in der er das arme Opfer ist und die Staatsanwälte die Bullies sind. Ausgerechnet jetzt, barmt er, wo mit der gerade großen Koalition doch endlich Frieden im Land gestiftet werde, wolle die Justiz – nein, nicht etwa Verbrechen ahnden, sondern „die Pazifizierung torpedieren“.

Damit ist auch das dritte Rezept genannt: Asche streut man am besten auf das Haupt der anderen. Die Richter haben ihn verurteilt, Silvio dagegen geht geistig gleich in die nächste Instanz, das Selbsturteil: „Einfach absurd“ sei seine Verurteilung, verkündet er, natürlich in einer Sondersendung auf einem der eigenen TV-Sender.

Ansonsten hält er, Rezept Nummer vier, die Wähler wie mit Steuersenkungsversprechen bei Laune. Das Publikum dankt – und freut sich auf Silvios Ankündigung, beim nächsten Urnengang wieder als Spitzenkandidat anzutreten. MICHAEL BRAUN